Otto Mörike wurde am 7. April 1897 in Dürrwangen geboren und verstarb am 9. Juli 1978 in Schorndorf. Er war ein evangelischer Pfarrer in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und insbesondere bekannt für seinen Einsatz gegen den Nationalsozialismus und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Als Kind lebte er mit seiner Familie in Ludwigsburg und Stuttgart. Von 1905 bis 1911 besuchte er das Esslinger Gymnasium und anschließend die Evangelischen Seminare in Maulbronn und Blaubeuren. Freiwillig meldete er sich im Ersten Weltkrieg bei der Artillerie und kämpfte während seinen drei Jahren an der Front u.a. bei der Schlacht von Verdun und bei der Schlacht an der Somme. Nach dem Krieg studierte er Evangelische Theologie in Tübingen (1919-1922) und absolvierte sein Vikariat in Oberboihingen. Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Gertrud Mörike (geb. Lörcher) kennen, die er 1926 in Oppelsbohm heiratete. 1935 übernahm er eine Stadtpfarrstelle in Kirchheim/Teck. Zunächst noch überzeugt von den Leistungsversprechen der Nationalsozialisten, schloss er sich schon bald der Bekennenden Kirche an. Mehrmals sollte er mit dem nationalsozialistischen Regime aneinandergeraten. Schon 1936 wurde ihm die Lehrerlaubnis für den Religionsunterricht entzogen und 1938 warfen Mörike und seine Frau bei der Abstimmung über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich anstelle eines Wahlzettels eine ausführliche Erklärung darüber ein, warum sie dem Anschluss nicht zustimmen konnten. Am selben Tag erlitt er durch eine aufgehetzte Menge schwere Verletzungen und auch das Pfarrhaus in Kirchheim/Teck wurde z.T. beschädigt. 1939 wurde er zu 10 Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt wegen „Vergehen gegen das Heimtückegesetz, „Kanzelmissbrauch und „Beleidigung und erhielt ein Rede- und Aufenthaltsverbot in Kirchheim/Teck. Lange wurde in Parteikreisen diskutiert, inwiefern es Mörike überhaupt noch erlaubt sein sollte, seiner Profession nachzugehen. Viele Gemeindemitglieder sowie Mitglieder umliegender Pfarreien setzten sich jedoch für ihn ein, sodass er, wenn auch unfreiwillig, in die Gemeinden Weissach und Fiacht im Kreis Leonberg versetzt wurde. Dort war die Familie Mörike (Mörike und seine Frau hatten 6 Kinder und einen Pflegesohn) Teil der Pfarrhauskette. Sie boten verfolgten Juden in ihrem Pfarrhaus Unterschlupf und organisierten Verstecke im Umkreis. Außerdem sammelte er Spendengelder für von den Nationalsozialisten verfolgte Pfarrer. Mit dem Ende des nationalsozialistischen Regimes wurde Mörike 1947 nach Stuttgart Weilimdorf versetzt und 1953 zum Dekan des Kirchenbezirks Weinsberg ernannt. 1959 ging Mörike in den Ruhestand, wo er sich noch immer in der Friedensbewegung engagierte und u.a. Vorsitzender der Aktion Sühnezeichen in Württemberg war. Für die Rettung der Juden und sein Engagement gegen das nationalsozialistische Regime verlieh der Staat Israel 1971 Mörike und seiner Fau die Yad-Vashem-Medaille, in Bissingen wurde ein Freizeitheim nach ihm benannt.
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Der Bestand enthält vor allem Dokumente, die seine Auseinandersetzung NS-Staat bezeugen, autobiografische Dokumente, aber auch Zeugnisse seines pfarramtlichen Wirkens in Dornhan und Weinsberg. Er wurde 2005-2007 von Dora Metzger, der Tochter Otto Mörikes, und ihrem Mann, Pfarrer Heinz Dietrich Metzger, an das Landeskirchliche Archiv übergeben und im August 2023 von Nina Wagner im Rahmen eines Praktikums verzeichnet. |