===== Topographie =====
Michelbach an der Heide liegt südwestlich von Gerabronn bzw. nordöstlich von Schwäbisch Hall auf der Hohenloher-Haller Ebene und damit an der westlichen Peripherie des Landkreises. Die Ebene, die zu den Neckar-Tauber-Gäuplatten zählt, bildet weite, leicht hügelige Hochflächen ohne markante Erhebungen. Sie wird durch schmale, bis zu 100 m tief eingeschnittene Täler von Jagst, Brettach und Blaubach durchschnitten, in denen der Obere Muschelkalk schroffe, steil abstürzende Talränder bildet. Von der ursprünglichen Vegetation ist im Gebiet kaum noch etwas erhalten, da die Hochfläche schon seit Jahrtausenden gerodet und ackerbaulich genutzt wird. Einzig das Brettach- und Jagsttal bilden mit hohen Waldanteil und Wiesen wichtige Biotopkomplexe.
===== Ortsgeschichte =====
Der Ortsname Michelbach verweist auf eine Gründung des frühmittelalterlichen Ausbaues einer kleinen Siedlung, denn in der mittelhochdeutschen Sprache bedeutet michel = groß. 1238 wurde der Ort erstmals als Michelbach erwähnt. Die frühesten Grundherren waren in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Burggrafen von Nürnberg, deren Grundherrschaft 1531 17 Häuser umfasste. In dieser Zeit zählte der gesamte Groß- und Kleinzehnt in Michelbach, mit Ausnahme von zwei Fronhöfen, zu Ansbach, das bis 1531 das Amt und die Niedervogtei Michelbach an sich gelöst hatte und beides als Lehen vom Stift Neumünster besaß. In eben diesem Jahr unterstanden Michelbach, Rechenhausen und Seibotenberg denn auch dem ansbachischen Halsgericht in Gerabronn. Mit der Erwähnung von Dorfmeistern sind in Michelbach bereits 1527 gemeindliche Strukturen nachweisbar, doch erst 1595 und 1689 erließ Ansbach Dorfordnungen für Michelbach, das 1603 insgesamt 27 Gemeinderechte zählte. 1547 erfolgte erstmals die Erwähnung des Michelbacher Amtes. 1469 wurde der Ort dem Amt Werdeck zugeschlagen und diesem eingegliedert. 1806 fiel Michelbach, zusammen mit den Orten Rechenbach, Kupferhof und Seibotenberg an Bayern, 1810 schließlich an Württemberg. Im gleichen Jahr wurde Michelbach Teil des Oberamtes Blaufelden, doch ein Jahr darauf entschied man sich aus praktischen Gründen für Gerabronn als Oberamtssitz, weil dort das Werdeck'sche Amtshaus leer stand und man es als Oberamtssitz nutzen konnte. 1819 wurden Oberamt und Oberamtsgericht getrennt, wobei man Letzteres 1823 nach Langenburg verlegte. Mit der Aufhebung des Oberamtes Gerabronn im Jahre 1938 gelangte der gesamte Bezirk an den Landkreis Crailsheim, der seinerseits in der Kreisreform von 1973 im Landkreis Schwäbisch Hall aufging.
===== Ortskirchengeschichte =====
1238 ist erstmals eine Pfarrei und 1245 eine Kirche erwähnt. Die Pfarrei umfasste neben Michelbach die Orte Diembot (bis 1813), Hessenau, Elpershofen (bis 1837), Liebesdorf, Seibotenberg, Kupferhof, Rechenhausen und vmtl. auch die Burg Leofels. Bis zur Reformation gehörten ihr auch Gerabronn mit Rückershagen, Salzbrunnen, Ober- und Unterweiler, Bügenstegen, Werdeck, Fuchshof, Heroldshausen, Oberrakkoldshausen an. Die größte Ausdehnung erreichte die Pfarrei jedoch bis in das 14. Jahrhundert hinein, als noch Amlishagen und Blaufelden mit den Orten Blaubach, Wittenweiler, Lentersweiler, Erpfersweiler und Kottmannsweiler zu ihr zählten, wobei Amlishagen zwischen 1415 und 1453 selbst Pfarrei wurde. Vor der Reformation unterstand die Pfarrei dem Kapitel Künzelsau im Bistum Würzburg. 1556 wurde die Pfarrei dem ansbachischen Dekanat Crailsheim und 1810 dem Dekanat Blaufelden unterstellt. Schon bei der Ersterwähnung der Michelbacher Kirche 1245 war diese dem Stift Neumünster unterstellt. Neumünster belehnte ein Kapitelmitglied mit der Pfarrei als Oberpfarrer, der seinerseits einen Unterpfarrer benannte Nach Einführung der Reformation im Jahre 1528 ernannten die Oberpfarrer nur noch Personen evangelischen Glaubens als Unterpfarrer, obschon der Oberpfarrer bei Antritt seiner Pfründe in der verschlossenen Kirche zu Michelbach eine Messe hielt. Die einstige romanische Kirche wurde 1914/1915 größtenteils abgetragen, so dass vom mittelalterlichen Baubestand lediglich der netzrippengewölbte Rechteckchor erhalten geblieben ist.
===== Bestandsbeschreibung =====
Die historische Überlieferung der Kirchengemeinde Michelbach an der Heide gliedert sich in die Hauptgattungen Urkunden, Bände, Akten (ältere Abteilung bis 1900 und jüngere Abteilung ab 1901), sowie Rechnungen und Drucksachen. Der Bestand umfasst insgesamt 425 Bestellnummern, was ca. 6 laufenden Regalmetern entspricht. In der Zeit von 1609 bis 1898 wurden insgesamt 21 Kirchenbücher angelegt, in denen die Pfarrer die stattgefundenen Taufen, Hochzeiten, Konfirmationen und Sterbefälle registriert haben. Die beiden ältesten Dokumente des Pfarrarchivs sind zwei Urkunden aus dem 16. Jahrhundert. Die Urkunde von 1521 berichtet vom Verkauf von Besitzungen am Rappenbad an einen Augsburger Bürger und die Urkunde von 1572 dokumentiert den Erwerb von Besitzungen des Klosters Stahringen durch Gangolf Kromer zu Stahringen, vermittelt durch den Abt des Klosters Petershausen. Den zeitlichen Schnitt zur Gegenwart bildet prinzipiell das Jahr 1966, wenngleich bei diesem Datum anzumerken gilt, dass bei der Einholung des Pfarrarchivs auch viele Akten aus späterer Zeit mit abgegeben wurden, um den Bestand nicht gänzlich zu zerpflücken. Dies gilt übrigens auch für die Überlieferung zum Thema Pfarrberichte und Statistik und für die Ortskirchengeschichte, die nicht in älteren und jüngeren Aktenbestand geteilt wurden, um die Übersicht nicht zu verlieren. Aufgrund eines Kirchengemeinderatsbeschlusses wurde das Pfarrarchiv Michelbach an der Heide am 11. März 2009 zusammen mit dem Pfarrarchiv Amlishagen einschließlich der historischen Kirchenbücher und der historischen Pfarrbibliothek Amlishagen zur Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv nach Stuttgart abgegeben. Die Überlieferung bis einschließlich des Jahres 1944 wurde erstmalig von Dr. Fritz Heimberger von Oktober bis November 1961 vor Ort gesichtet, geordnet und verzeichnet. Der gesamte Bestand bis 1966 wurde dann erneut von Margit Hornischer von Juni bis Oktober 2009 im Landeskirchlichen Archiv verzeichnet und dabei auch elektronisch erfasst. Dabei fiel auf, dass nicht mehr alle Archivalien vorhanden waren, denn es zeigte sich, dass nicht nur beim Mischbuch von 1609 bis 1645 die Beilage aus den Jahren 1600 - 1609, sondern auch eine Urkunde aus dem Jahre 1602 bzgl. eines Güterverkaufs fehlt, so dass das Pfarrarchiv ursprünglich nicht nur zwei, sondern sogar drei Urkunden aufwies. Die Abschlussredaktion, welche die Klassifikation des gesamten Bestandes und die Vergabe der Bestell- und Ordnungsnummern beinhaltet, erfolgte schließlich im Februar 2010 durch Dr. Anette Pelizaeus. Bis auf die historischen Kirchenbücher können die Archivalien während der Öffnungszeiten des Landeskirchlichen Archivs im Lesesaal eingesehen und erforscht werden. Vereinzelt müssen dabei Sperrfristen beachtet werden. Die Originalkirchenbücher sind demgegenüber für die Benutzung aus Bestanderhaltungsgründen gesperrt, jedoch stehen allen Forscherinnen und Forschern die verfilmten Kirchenbücher im Mikrofilmlesesaal des Landeskirchlichen Archivs zur Verfügung, die auch ausgeliehen werden können (Filmnummern KB 1850 - 1851).
===== Das Pfarrarchiv als Quelle für die Heimat- und Familienforschung =====
Interessante Einblicke in die Kirchengeschichte des Ortes liefern einerseits die Kirchenbücher mit wertvollen familiengeschichtlich Informationen zu Familien-, Tauf-, Konfirmations- und Sterbesachen von Personen oder Familien, die bis einschließlich des dritten Viertels des 19. Jahrhunderts in Michelbach gelebt haben. Daneben gibt es auch die Pfarrberichte und Quellen zur kirchlichen Statistik, die meist von den Ortsgeistlichen selbst zur Erleichterung des Visitationswesens zwischen 1781 bis 1966 verfasst wurden und nicht allein den reichen Bestand der Kirchengemeinde dokumentieren, sondern auch Einblicke in die Organisation der Pfarrverwaltung liefern. Hinsichtlich dieses Aspektes gilt auch auf den reichen Aktenbestand in Bezug auf das kirchliche Bauwesen der Kirchengemeinde hinzuweisen, welche die einzelnen Um-, Erweiterungs- und Neubaumaßnahmen in Bezug auf das Kirchengebäude, insbesondere in den Jahren 1914/1915, veranschaulichen. Der reiche Bestand an erhaltenen Rechnungsbüchern der Heiligen-, Stiftungs- und Kirchenpflege schließlich gibt uns wertvolle Informationen über die Armenfürsorge und -pflege, das Kirchenvermögen und die ermöglichten Baumaßnahmen der Kirchengemeinde.
Stuttgart, im März 2010 Margot Hornischer Dr. Anette Pelizaeus
===== Weitere Archivquellen ===== - Landeskirchliches Archiv Stuttgart, A 29, Bestell-Nr. 1465, 2474, 2842, 3919 - Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 140 Lagerbücher der Markgrafen von Ansbach-Bayreuth |