===== Ortsgeschichte =====
Mit der Nennung der Edelfreien Gerungus et Geroldus de Lendingen um 1100 im Rotulus Sanpetrinus wird der Ort erstmals schriftlich erwähnt. Der Ortsname beinhaltet den Personennamen „Lando im Erstglied. 1292 ist in den Quellen die Bezeichnung villa Obernlendingen belegt. Oberlenningen gehörte zum Herrschaftsbereich der Herzöge von Teck und gelangte 1385 und 1387 als Eigentum an die Grafen von Württemberg. Zusammen mit Schlattstall, Brucken und Unterlenningen bildete der Ort den Oberlenninger Stab mit Sitz in Oberlenningen. Über Grundbesitz in Oberlenningen verfügten im Mittelalter auch die Schweler von Wielandstein, die Herren von Brucken, die Herren von Neidlingen, die Familie von Sperbersbeck, die Herren von Mannsberg, die Schwenzlin von Hofen sowie die Familie Speth und die Familie Schilling von Cannstatt. Außerdem hatten die Klöster Bebenhausen, Zwiefalten und Kirchheim hier Grundbesitz inne. 1544 lebten rund 500 Personen, 1634 und 1700 ca. 400 Personen in Oberlenningen. 1803 wurden 782 Einwohner gezählt. Vor der Nördlinger Schlacht 1634 waren 85 Gebäude in Oberlenningen gestanden, deren Anzahl sich bis zum Jahr 1655 auf 44 Gebäude verringerte. 1714 zerstörte ein Brand viele Häuser. Links der Lauter hat sich das Schlössle erhalten. Haupterwerbszweig in der Landwirtschaft war der Getreideanbau. Seit dem 18. Jahrhundert hatte auch der Obstanbau Bedeutung erlangt. Die Wasserkraft der Lauter wurde schon früh genutzt. 1769 baute der bisherige Untermüller Isaac Keeber eine Papiermühle. Die Übernahme der Papiermühle durch Karl-Wilhelm Scheufelen 1855 leitete die Entwicklung zur Industriegemeinde ein. Mit der Auflösung des Stabgerichts wurde 1819 Oberlenningen dem Oberamt Kirchheim direkt unterstellt und 1938 dem neuen Landkreis Nürtingen zugeschlagen. Im Zuge der Kreisreform wurde Oberlenningen 1973 in den neugebildeten Landkreis Esslingen eingegliedert. Nach dem Ersten Weltkrieg erzielten die SPD und die Kommunisten in Oberlenningen bei Wahlen hohe Stimmenanteile. Bis zum Jahr 1932 gelang es dann der NSDAP, die meisten Stimmen zu erreichen. Aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete der Oberlenninger Pfarrer Julius von Jan, der nach der Reichsprogromnacht in seiner Bußpredigt am 16. November 1938 Volk und Kirche zur Buße am jüdischen Volk aufrief. Er wurde deshalb von der SA körperlich schwer misshandelt und es folgten harte Gefängnisstrafen. Am 22. April 1945 wurde Oberlenningen kampflos den Amerikanern übergeben. 1951 und 1952 wurden auf der Albhochfläche der Gemeinde Erkenbrechtsweiler Grundstücke abgekauft, um die Siedlung Hochwang zu errichten. Am 1. Januar 1971 wurde Schlattstall nach Oberlenningen eingemeindet. Die Gemeinde Lenningen ist am 1. Januar 1975 durch den Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Gutenberg (mit Weiler Krebsstein), Oberlenningen (mit Hochwang und Schlattstall), Schopfloch (mit Torfgrube) und Unterlenningen (mit Brucken) entstanden. 1987 hatte Oberlenningen 3403 Einwohner.
===== Ortskirchengeschichte =====
Erstmals wurde die Kirche 1275 unter dem Landkapitel Owen im Zehntbuch des Bistums Konstanz erwähnt. Seit 1396 waren die Grafen von Württemberg Patronatsherren. 1538 ist der erste evangelische Pfarrer in Oberlenningen bezeugt. In der Oberlenninger Martinskirche fanden 1932 umfassende Ausgrabungen und Renovierungen statt. Dabei wurden Reste eines Kirchengebäudes entdeckt, die auf einen Bau des 7.-8. Jahrhunderts zurückgehen. Grundlegende Umbauten erfolgten im 11., 15., 17. und 18. Jahrhundert. 2003 trennte sich die Kirchengemeinde Hochwang von Oberlenningen. Sie schloss sich der Kirchengemeinde Erkenbrechtsweiler an.
===== Bestandsbeschreibung =====
Am 27. März 2014 wurde aufgrund eines Kirchengemeinderatsbeschlusses das Pfarrarchiv Oberlenningen zur Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv Stuttgart abgegeben. Die historische Überlieferung der Kirchengemeinde Oberlenningen gliedert sich in die drei Hauptgattungen Bände, Akten und Rechnungsunterlagen. Ergänzt wird der Bestand durch Bilder und Videokassetten sowie vor allem durch das Sammlungsgut zu Julius von Jan. Das Pfarrarchiv umfasst 271 Bestellnummern bzw. 8 laufende Regalmeter. Das jüngste Schriftstück ist 2013 verfasst worden, das älteste Kirchenbuch wurde 1560 angelegt. Die bei einzelnen Verzeichnungseinheiten aufgeführten Aktenzeichen verweisen auf den Registraturplan für die Pfarrämter (1901-1966) und den Einheitsaktenplan der Landeskirche (seit 1967). Gemäß der Archivordnung mussten mehrere Bestellnummern mit Sperrfristen versehen werden. Die Originalkirchenbücher vor 1876 sind für die Benutzung aus Bestandserhaltungsgründen gesperrt. Der Bestand zeichnet sich durch eine lückenlose Überlieferung der Kirchenkonventsprotokolle von 1685 bis 1891 sowie durch zahlreiche ortskirchengeschichtliche Quellen (Sammlungsgut Julius von Jan, Ortsbeilage zum Evangelischen Gemeindeblatt Oberlenningen, Pfarrberichte) aus. Auch die Wahrnehmung der vielfältigen fürsorglichen Aufgaben und die Gestaltung des kirchlichen Lebens werden umfangreich dokumentiert. Zur Martinskirche liegen Abschlussarbeiten von Studenten vor. Im Auftrag der Kirchengemeinde Oberlenningen hat Christian Fron 2014 das Pfarrarchiv im Landeskirchlichen Archiv geordnet und verzeichnet. Die Abschlussredaktion erfolgte durch Bertram Fink. |