===== Ortsgeschichte =====
Ditzingen lag direkt auf der an dieser Stelle durch den Fluss Glems markierten Grenze des alten Herzogtums Schwaben, beziehungsweise Alemannien, zum benachbarten fränkischen Herzogtum, was dazu führte, dass ein Teil des Ortes in geistlicher Hinsicht dem damaligen Bistum Konstanz, der andere Teil des Ortes jedoch dem Bistum Speyer zugehörte. Dieser eigentümliche Sachverhalt ist wohl dadurch zu erklären, dass sich Ditzingen aus ursprünglich mehreren Siedlungsstellen entwickelt hat. Bedingt dadurch, dass die Bistumsgrenze durch den Ort verlief, besaß Ditzingen bereits im Mittelalter zwei Pfarrkirchen, nämlich die Konstanzer Kirche und die Speyerer Kirche. Württemberg fasste wohl 1308 mit dem Erwerb des Glemsgaus Fuß im Ort, erwarb ihn 1437 endgültig und belehnte damit verschiedene adelige Herren. Die Konstanzer Kirche war bereits 1399 dem Kloster Hirsau inkorporiert. Im Jahr 1469 wurde sie durch Erzherzogin Mechthild - in erster Ehe verheiratet mit Graf Ludwig I. von Württemberg - erworben und gelangte so an Württemberg. Sie ist die heutige evangelische Stadtkirche. Die Speyerer Kirche wurde durch den Speyerer Bischof im Jahr 1347 dem Dominikanerinnenkloster Pforzheim zu Inkorporation überlassen. Das Ende dieser Pfarrei kam 1552 mit der Reformation. 1565 konnte Württemberg diese Kirche im Tauschweg erwerben. Sie wurde dann wie auch heute noch als Friedhofskirche genutzt. Nur in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg diente sie der 1946 neu gegründeten katholischen Kirchengemeinde des Ortes als Gotteshaus, bis diese 1961/1964 eine eigene Kirche erbauen konnte. Die Pfarrei Ditzingen gehörte zum Dekanat Leonberg. Erst 1978 wurde aus Teilen der Dekanate Leonberg und Ludwigsburg das neue Dekanat, beziehungsweise der neue Kirchenbezirk Ditzingen gegründet, so dass Ditzingen selbst Sitz eines Dekanates wurde. [Zum 1. Januar 2020 wurden die Kirchenbezirke Ditzingen und Vaihingen an der Enz vereint, Sitz des Dekanatamtes ist Vaihingen an der Enz.]
===== Bestandsgeschichte =====
Zwar ist Ditzingen heute Sitz eines Dekanats, doch beinhaltet der Bestand keine dekanatamtlichen Akt, da er in einer Zeit gebildet wurde, als der neue Kirchenbezirk noch nicht geschaffen war. Es handelt sich um ein reines Pfarrarchiv. Das Pfarrarchiv Ditzingen wurde 1996/97 durch das Landeskirchliche Archiv Stuttgart zur dortigen dauerhaften Verwahrung eingeholt. Das Archiv war bis dahin zu diesem Zeitpunkt im heutigen Pfarramt Ditzingen-West untergebracht, welches bis zur Einrichtung des Dekanats 1978 die erste Pfarrstelle war. Der Bestand war bereits im August des Jahres 1968 durch den damaligen Archivpfleger Gustav Hahn vor Ort geordnet und verzeichnet worden. Teilweise auf der Grundlage des damals angefertigten Inventars wurde das Ditzinger Pfarrarchiv im Herbst des Jahres 2009 durch Herrn Ulrich Günther neu verzeichnet. Weitere Bestandteile wurden durch den zuständigen Sprengelarchivar Andreas Butz, dem auch die Redaktion des Inventars oblag, verzeichnet und geordnet. Die Ordnung des Bestandes orientiert sich an demjenigen anderer Pfarrarchive und führt nach den Urkunden zunächst die Kirchen- und Amtsbücher auf. Das älteste im Pfarrarchiv enthaltene Schriftstück ist ein Kaufbrief über den Heiligen der Konstanzer Kirche aus dem Jahr 1461. Die jüngsten Bestandteile stammen von 1966 beziehungsweise 1967. Der Inhalt von sieben Schatullen mit Archivalien des 18. und 19. Jahrhunderts wurde bei dieser Verzeichnung das erste mal berücksichtigt, und damit überhaupt die Möglichkeit eines gezielten Zugriffes auf dieses Material geschaffen, was sich als nicht ganz einfach erwies, und vermutlich aus diesem Grund bei der 1968 durchgeführten Aktion unterblieben war. Ein Teil des im Findbuch aufgeführten Bestandes - Kirchenbücher, Kirchenkonventsprotokolle und weitere Bände - haben ihren Standort im Dekanatamt. Dabei ist zu beachten, dass die Nutzung der Kirchenbücher aus konservatorischen Gründen ohnehin über die im Landeskirchlichen Archiv verwahrten Mikrofilme zu erfolgen hat. Die im Landeskirchlichen Archiv verwahrten Bände und Akten des Bestandes umfassen nach ihrer nunmehrigen Verzeichnung, Ordnung und Verpackung etwa 3,5 laufende Meter. Weitere Archivalien zur Ditzinger Ortskirchengeschichte befinden sich in den Ortsakten des Oberkirchenrats (A 29, 895-899; A 129, 538-545) und des Dekanatamtes Leonberg (DA Leonberg, 85-96) im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart.
Stuttgart, im Dezember 2009 Andreas Butz |