===== Ortskirchengeschichte =====
Der Ort und die Kirche von Plüderhausen werden erstmals 1142 urkundlich bezeugt als "Bliderhusen". Es handelt sich um eine Schenkungsaufzeichnung, nach der die Kirche samt ihren Liegenschaften von der staufischen Herrschaft dem Benediktinerkloster Elchingen bei Ulm geschenkt wurde. Damals war der Ort ein Anhängsel der staufischen Herrschaft Waldhausen, des östlichen Nachbarortes von Plüderhausen. Im Gegenzug für diese Schenkung musste die Klosterherrschaft Elchingen die Pfarrei Plüderhausen unterhalten. Dazu diente der sogenannte "Widdumhof" (auch "Wittumhof" geschrieben), ein Ensemble von Gebäuden für die zur Pfarrstelle gehörige Landwirtschaft mit etwa 52 Morgen = 17 ha Feldgütern. Der Begriff Widdum hängt mit dem Wort "widmen" zusammen. Das heißt, das Kloster Elchingen widmete seinen Besitz in Plüderhausen zur Existenzgrundlage für die Pfarrei um. Der Pfarrer lebte vom Ertrag dieses Pfarrgutes.
Der Widdumhof bestand aus Pfarrscheuer, Stall, Bindhaus und Zehntscheuer. Der Begriff "Bindhaus" kommt vom "Binden der Weinfässer" aus gewölbten Eichenbrettern (= Dauben). Es war also das Küferhaus mit Weinkeller. Die Pfarrscheuer lag neben dem Pfarrhaus an der Hauptstrasse. Eine erste Zehntscheuer vermutet man auf dem Areal hinter bzw. nördlich der Kirche, das von den ehemaligen Gebäuden Heinle, Rockenhäuser und Nuding umgeben war, und auf dem das heutige Gemeindezentrum Wittumhof gebaut wurde. Die Zehntscheuer diente zur Sammlung und Lagerung des Zehnten, also der Kirchenabgaben der Gemeindeglieder in Naturalien. Die Plüderhäuser Pfarrgüter wurden vom Kloster Elchingen schon bald anderweitig verpachtet. Von da an bekamen die Pfarrer und Kapläne stattdessen einen jährlichen Geldbetrag.
Die in der Schenkungsurkunde von 1142 erwähnte Kirche dürfte schon vorher, zwischen 1100 und 1142, gebaut worden sein, und zwar anstelle eines noch älteren Kirchleins. Sie wurde im Jahr 1519 von den Truppen des Schwäbischen Bundes im Krieg gegen den zumindest zeitweise gewalttätigen Herzog Ulrich von Württemberg abgebrannt, zusammen mit 80 Häusern, also praktisch dem ganzen Ortskern um die Kirche. Der Wiederaufbau der Kirche begann 1523. Der im damaligen spätgotischen Stil erbaute Chor und die drei unteren Stockwerke des Turmes stammen aus dieser Zeit. Erst 1687 wurde der Turm auf seine jetzige Höhe von 33 Metern aufgestockt. Im Jahre 1803/04 riss man das zu klein gewordene Kirchenschiff ab und ersetzte es durch das heutige größere Schiff im klassizistischen Stil. Eine grundlegende Innenrenovierung mit verschiedenen baulichen Veränderungen erfolgte 1956/57. Seit 1929 ist die Kirche als "Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung" eingestuft, was bedeutet, dass bei wesentlichen inneren und äußeren Veränderungen das Denkmalamt entscheidend mitbestimmt. Seit wann es eine Orgel in der Kirche gibt, konnte nicht erhoben werden. Im Zusammenhang mit der Innensanierung der Kirche 1956/57 wurde auch die Orgel umgebaut und generalüberholt. Die Organistenstelle ist heute eine C-Stelle.
Die Kirche war der heiligen Margarete geweiht worden. Die heilige Margarete galt u.a. als Helferin der Mütter in ihren schweren Stunden und als Schutzheilige vor wütenden Gewässern. In der engen Plüderhausener Talsohle, wo sich die Rems in zurückliegenden Zeiten oft als wütendes Gewässer gebärdet hat und die Bewohner in Not und Elend brachte, lag es nahe, die heilige Margarete als Schützerin zu verehren und ihr deshalb die Kirche zu weihen. Margarete ist über dem Westportal der Kirche plastisch in Stein abgebildet, wie sie am Kreuzstab mit dem Lindwurm, dem gefährlichen Drachen kämpft, der das Bedrohliche, das Lebensfeindliche, das Widergöttliche verkörpert.
Das alte Pfarrhaus wurde wahrscheinlich 1728 gebaut und im Jahr 1745 umgestaltet. Eine Generalsanierung erfolgte 1992/93 im Zusammenhang mit dem Gemeindehausneubau Wittumhof. Das Back- und Waschhaus für das Pfarrhaus entstand 1787, um die Back- und Waschtätigkeiten wegen der Feuergefahr aus dem Pfarrhaus auszulagern. Da ein solches Häuschen typisch ist für viele alte Pfarrhäuser, musste es beim Neubau des Gemeindezentrums aus Denkmalschutzgründen erhalten und in das Häuserensemble eingegliedert werden.
In der württembergischen Großen Kirchenordnung von 1559 wurde die Schaffung eines flächendeckenden Schulwesens auf dem Lande in Angriff genommen. Seit 1642/44 war der örtliche Kirchenkonvent, mit dem Pfarrer als Vorsitzenden, die zuständige Schulaufsichtsbehörde in Plüderhausen. Der Kirchenkonvent stellte z. B. sogenannte Mesner-Schulmeister an, denn es gab noch keine fachlich ausgebildeten Lehrer, wie sie heute der Staat ausbildet. Der Unterricht fand anfangs in Privathäusern statt. Erst 1800 hatte man ein eigenes Schulhaus neben der Margaretenkirche errichtet, dem dann im 19. und 20 Jahrhundert weitere Schulhausbauten folgten. Die Mesner-Schulmeister wurden nach der Zahl der Kinder, die sie unterrichteten, besoldet und das war äußerst kärglich. Viele Eltern sahen damals eine Schulbildung als zweitrangig an. Sie ließen ihre Kinder nur im Winter zur Schule, wenn es in der Landwirtschaft nicht viel zu tun gab.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es in Plüderhausen zwei Kindergartenabteilungen, die von Großheppacher Diakonissen geleitet wurden.
Die Gründung des Kirchenchors erfolgte im Jahr 1886 als Kirchengesangverein, später wurde die Vereinsform aufgegeben. Die Leitung lag während der ganzen Zeit seines Bestehens in den Händen von ehrenamtlichen Dirigenten, zumeist Lehrern, die eine Aufwandsentschädigung bekamen. Zu der Hauptaufgabe des Kirchenchors, bei den Gottesdiensten musikalisch mitzuwirken, kam bis 1947 das Singen bei Beerdigungen hinzu. Auch öffentliche kulturelle Veranstaltungen mit geselligem Charakter gehörten zum Programm. Im Jahre 1911 wurde in Plüderhausen ein Ortsverein des weltweiten CVJM gegründet, in dessen Händen die Jugendarbeit der Kirchengemeinde weitgehend gelegt wurde, allerdings nur für männliche Jugendliche, entsprechend der weltweiten Konzeption des CVJM. Doch gegen Ende der sechziger Jahre sind auch die Mädchen mit einbezogen worden. Die Kinderkirche und Konfirmandenarbeit organisierte selbstverständlich die Kirchengemeinde, während der CVJM in größerem Maß Freizeitaktivitäten gestaltete. Zur Intensivierung der Jugendarbeit stellte die Kirchengemeinde in jüngerer Zeit nacheinander professionelle Jugendleiter an. Der CVJM-Posaunenchor wurde nicht lange nach dem zweiten Weltkrieg (1947) gegründet. Ein begabter Trompeter, Heinrich Müller, sammelte einige Männer, die des Blasens von Blechinstrumenten kundig waren, um sich und übernahm ehrenamtlich das Dirigentenamt. In Jahrzehnten mühevoller Aufbauarbeit formte er den Chor zu einem beachtlichen Klangkörper. Sein Nachfolger, Gottlob Breitenbücher, führte die Arbeit ebenso engagiert fort. Die vielfältigen Aufgaben des Posaunenchors sind: Gestaltung der Gottesdienste, Mitwirken bei Beerdigungen, Geburtstagsständchen und manches andere, was man als wichtigen gesellschaftsdiakonischen Dienst bezeichnen könnte, etwa Spielen im Krankenhaus, Spielen für Gefängnisinsassen und das Verkünden der biblischen Botschaft auf dem Marktplatz.
===== Die Pfarrer =====
Die Einführung der Reformation erfolgte in Plüderhausen durch den württembergischen Herzog Ulrich 1536. Die Pfarrer seit der Reformation sind fast lückenlos bekannt:
-200Melchior Preu (Preys) 1553-1558 Johannes Erhard 1569 David Pistorius 1583 Johannes Eyb 1592 Michael Engel 1609 Johannes Hageloch 1636 Michael Betz 1637 Balthasar Weyhenmeyer 1672 Johann Michael Woltz 1678 Johannes Burckhardt 1684 Philipp Friedrich Heinlen 1701 Johann Dieterich Geiger 1721 Johann Melchior Kapff 1725 Christoph Benedikt Hlder 1770 Christoph Friedrich Neuffer 1777 Johann Burcard Pichler 1790-1818 Johann Karl Heinrich Pregizer 1819 Christoph Haler 1830-1846 Gottlob Schick 1847-1852 Ludwig Friedrich Meyer 1852 Hermann Eduard Beck 1853-1860 Julius Albrecht Uhl 1861-1868 Christian Karl Benjamin Zeller 1869-1873 Wilhelm Brude 1874-1876 Karl August Emil Hauffe 1877-1885 Wilhelm Johannes Dettinger 1886-1894 Christian Friedrich Eugen Eisele 1894-1903 Pfarrverweser Eberhard Wagner 1903 Joseph Wilhelm Rudolf Reu 1903-1913 Pfarrverweser Georg Leitz 1913-1914 Pfarrverweser Ernst Kienle 1914-1915 Pfarrverweser u. Missionar Johannes Gutbrod 1915-1918 Friedrich Loebich 1918-1935 Pfarrverweser Hausmann 1935-1936 Helmut Rhrle (1939-1945 vertreten durch die Pfarrer Huler, Bochterle, Mller u. Botsch) 1936-1968 Fritz Agster 1968-1980 Hans-Martin Golder 1980-1982 Starker Bevlkerungszuwachs machte 1982 die Einrichtung einer zweiten Pfarrstelle ntig, die erstmals in Plderhausen mit einer Frau besetzt wurde. Das Pfarramt II ist seit 1991 auch noch fr die Kirchengemeinde des Plderhuser Teilortes Walkersbach zustndig, die bis dahin von Urbach aus versorgt wurde. Bis zur Einrichtung der II Pfarrstelle hatte die Gemeinde - auch zur Entlastung des einzigen Pfarrers - einige Jahre Vikare: Tilmann Schle, Steffen Kaltenbach und Peter Huhn.
Evangelische Ortsgeistliche seit 29.8.1982:
Pfarramt I (nrdlich der Bahnlinie):
-200Hans-Martin Golder 1982-1996 Jrgen Hss 1996-2008 Dirk Walz seit Sept. 2009
Pfarramt II (sdlich der Bahnlinie, seit 27.10.1991 mit Walkersbach):
-200Helga Niemietz 1982-1992 Pfarrvikar Winfried Kneule 1993-1994 Tabea Graichen 1994-1999 Thomas Scheiner seit 01.09.2000
===== Bestandsgeschichte =====
Aufgrund eines Kirchengemeinderatsbeschlusses wurde im April 2010 das Pfarrarchiv Plderhausen zur Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv nach Stuttgart abgegeben. Einzelne Archivalien wurden vor der Magazinierung wegen Schimmelbefalls begast. Im Auftrag der Kirchengemeinde Plderhausen haben Viktoria Stahl und Heinz Ulmer die Archivalien des Pfarrarchivs von April 2010 bis November 2010 im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart geordnet und verzeichnet (Titelaufnahme). Die Abschlussredaktion erfolgte im Winter 2011/12 durch Dr. Bertram Fink.
Der Archivbestand gliedert sich in die drei Hauptgattungen Amtsbcher, Akten und Rechnungen der Kirchenpflege. Er umfasst 303 Bestellnummern, insgesamt 6 laufende Regalmeter. Die Archivalien erstrecken sich ber eine Laufzeit von 1569 bis 2009. Beim ltesten Archivale handelt es sich um ein Kirchenbuch.
Besonders erwhnenswert sind die umfangreichen Materialien zur Orts- und Ortskirchengeschichte, die Quellen zu religisen Gruppen und zur kirchlichen Jugendarbeit sowie die Kirchenbuchverkartung.
===== Benutzung des Archivinventars und Einsichtnahme in die Quellen =====
Bis auf die historischen Kirchenbcher knnen die Archivalien whrend der ffnungszeiten des Landeskirchlichen Archivs im Lesesaal eingesehen und erforscht werden. Vereinzelt mssen dabei Sperrfristen beachtet werden. Die Originalkirchenbcher (bis 1875) sind fr die Benutzung aus Bestandserhaltungsgrnden gesperrt. Jedoch stehen allen Forscherinnen und Forschern die verfilmten Kirchenbcher im Mikrofilmlesesaal des Landeskirchlichen Archivs zur Verfgung, die auch ausgeliehen werden knnen (Filmnummern KB 1577, 1578, 1579). Die Einsichtnahme in die Kirchenbcher nach 1875 regelt die jeweils gltige Kirchenregisterordnung der Wrttembergischen Landeskirche.
===== Weitere Quellem im Landeskirchlichen Archiv =====
- Plderhuser Ortsakten in den Bestnden A 29 und A 129 (Ortsakten der Kirchenleitung) - Plderhuser Ortsakten im Bestand Dekanatamt Schorndorf - Personalakten einzelner Pfarrern in den Bestnden A 27 und A 127. Bei der Einsichtnahme in die Personalakten mssen Sperrfristen beachtet werden. |