===== Ortskirchengeschichte und Ortsgeschichte =====
Im Jahr 1221 wurde Wurmberg das erste Mal urkundlich erwähnt, als man dort eine kleine Kapelle errichtete. Im Zuge des bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieges fiel der Ort, über den inzwischen das Kloster Maulbronn die Oberherrschaft gewonnen hatte, im Jahr 1504 an Württemberg. 1534 wurde die Reformation eingeführt. Bevor es zur Gründung einer eigenen Pfarrei kam, stand Wurmberg vermutlich im Filialverbund mit der südlich gelegenen Gemeinde Wimsheim. Das erste Kirchenbuch wurde 1558 angelegt. Der erste bekannte Pfarrer war Petrus Seligmann.
Im Dreißigjährigen Krieg hatte Wurmberg schwer gelitten. Gerade einmal acht Bauernhöfe überstanden die Kämpfe und Plünderungen. Die Einwohnerzahl wurde ebenfalls stark dezimiert. 1654 lebten in Wurmberg nur noch 79 Personen, was etwa einem Viertel der Vorkriegszeit entsprach. Großen Bevölkerungszuwachs (ca. 200 Menschen) bekam der Ort durch die 1699 am unteren Ende des Dorfes gegründete Waldenserkolonie "Lucerne". Die französischsprachigen Waldenser mussten auf Grund ihres reformierten Glaubens aus dem Queyras im Dauphiné und dem Piemont fliehen und durften sich mit herzoglicher Zustimmung in Württemberg ansiedeln. 1701 trafen noch einmal rund sechzig Waldenser aus Hessen in Wurmberg ein. Unter ihnen war auch der Kaufmann Antoine Seignoret, dem die Einführung der Kartoffel in Württemberg zu verdanken ist. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete man mit dem sogenannten "temple" ein eigenes kleines Gotteshaus, das jedoch durch einen Sturm im Jahr 1727 zerstört wurde. Ab 1721 kamen wieder reformierte Glaubensflüchtlinge, diesmal aus Bärenthal bei Beuron in Hohenzollern. Sie gründeten nordwestlich von Wurmberg die Siedlung Neubärental. Da die Waldenser und die deutschen Reformierten einen gemeinsamen Glauben hatten, schlossen sie sich zu einer zweisprachigen Kirchengemeinde zusammen und planten den Bau eines Pfarrhauses und einer Kirche in Lucerne. Ersteres wurde 1727 fertiggestellt, letztere 1728 eingeweiht. Später wurde auch eine Schule eingerichtet. So bestanden bis zur Union im Jahr 1824 zwei Gemeinden in Wurmberg, die Lutherische und die Reformierte. Im Jahr 1808 wurde Lucerne politisch mit Wurmberg vereinigt.
Zu Beginn des 19. Jahnhunderts kam es durch schlechte wirtschaftliche Verhältnisse und Armut unter der Bevölkerung zu einigen Auswanderungswellen, zunächst Richtung Osteuropa, später vor allem nach Nordamerika. Wurmberg entwickelte sich zunehmend von einem agrarisch und handwerklich geprägten Ort zu einer Gemeinde, deren Arbeiter auswärts ihr Geld verdienten. So pendelten beispielsweise um 1900 täglich etwa 300 Arbeiter zu den Werkstätten der Schmuck und Uhrenindustrie nach Pforzheim.
1824 erfolgte die sogenannte Union, die Vereinigung zwischen der lutherischen und der reformierten Kirche in Württemberg. Das Pfarrhaus und die Kirche der reformierten Gemeinde auf dem Gebiet der ehemaligen eigenständigen Gemeinde Lucerne wurden verkauft und seit 1829 alle Gottesdienste in der lutherischen Kirche in Wurmberg abgehalten. Neubärental wurde nun eine Filiale der lutherischen Gemeinde Wurmberg. Neubärental selbst hatte vorerst keine eigene Kirche sondern lediglich eine Schule. 1905 wurde aber ein Betsaal eingerichtet. Im Jahr 1865 wurde die lutherische Kirche in Wurmberg erneuert und am 29. Oktober eingeweiht. 1878 konnte auch die ortsansässige Volksschule ein neues Gebäude beziehen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachte der Erste Weltkrieg große Not nach Wurmberg. Insgesamt waren etwa fünfzig Gefallene und Vermisste unter der Bevölkerung Wurmbergs und Neubärentals zu beklagen. 1928 baute man in Neubärental eine neue Kirche, die am 30. Dezember des Jahres eingeweiht wurde. 1935 wurde Neubärental nach Wurmberg eingemeindet. Der Zweite Weltkrieg brachte dann erneut viel Kummer und Leid. Neben den menschlichen Opfern waren diesmal auch große materielle Schäden zu beklagen, als Wurmberg im April 1945 von französischen Truppen beschossen wurde. Etwa ein Drittel aller Gebäude, darunter auch das Schul- und das Rathaus, wurden zerstört. Zudem wurden zuvor, wie in nahezu allen Orten, auch in Wurmberg die Bronzeglocken vom Kirchturm abgenommen und für Kriegszwecke eingeschmolzen. Am 10. Juli 1968 brachte ein Tornado, der über Wurmberg wütete, erneut große Gebäudeschäden. Etwa 70 Häuser wurden damals beschädigt. Durch den Zustrom von katholischen Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Wurmberg auch eine katholische Kirchengemeinde, die 1964 ihr eigenes Kirchengebäude erhielt.
===== Bestandsgeschichte =====
Das Pfarrarchiv Wurmberg wurde 2004 an das Landeskirchliche Archiv abgegeben. Insgesamt umfasst der Bestand ca. 6,5 laufende Meter Akten und Bände mit 165 Bestellnummern. 2014 wurde der gesamte Bestand von Simon Nobis im Rahmen eines Praktikums erschlossen. Er erstellte auch die Klassifikation des Bestandes sowie die Einleitung des Findbuchs.
Die vorgefundene Ordnung des Bestandes richtet sich im Wesentlichen nach dem Registraturplan für die evangelischen Pfarrämter Württembergs von 1901. Allerdings gab es auch eine Vielzahl an ungeordneten Akten ohne Registraturzeichen. Demnach musste in vielen Fällen erst eine chronologische bzw. thematische Vorordnung geschehen, bevor die einzelnen Unterlagen erschlossen und Aktentitel gebildet werden konnten. Somit ist die vorliegende Klassifikation zwar an die Registraturordnung von 1901 angelehnt, aber auch an den Ordnungszustand und die individuellen Gegebenheiten des Pfarrarchivs angepasst.
Der Überlieferungsschwerpunkt bei den Akten liegt auf den Unterlagen zum kirchlichen Vermögen, zur Kirchenpflege und zum kirchlichen Leben der Pfarrgemeinde (siehe Klassifikation). Eine weitere große Archivaliengruppe bilden die Amtsbücher, wie z. B. die Kirchenbücher, die 1558 beginnen, oder die Amtskalender der Pfarrer von 1851-1966.
Enthaltene Druckschriften wurden dann im Bestand belassen, wenn sie einen direkten Bezug zum Sachgegenstand der Akten haben und somit eine ergänzende Information zu ihnen darstellen. Ausgesondert wurden vor allem allgemeine Rundschreiben des Oberkirchenrates, Druckschriften in mehrfacher Ausfertigung sowie Beilagen zu den Kirchenpflegerechnungen (bis auf ausgewählte Rechnungen einzelner Firmen, Haushaltspläne und Steuerlisten). Der Bestand befindet sich mehrheitlich in einem guten Erhaltungszustand. Die Unterlagen reichen von der Entstehungszeit des Pfarramtes bis in das Jahr 2002. |