===== Geschichte von Nassau =====
Gelegen in einer Talweitung des Nassauer Bachs, eines rechten Zuflusses der Tauber, wurde der ehemals eigenständige Ort Nassau um 1103 als Nasaha erstmals erwähnt. Vor dem 30jährigen Krieg besaß die Ortschaft Marktrechte und gehörte zum Amt und zur Zent Weikersheim. Besitz- und Herrschaftsrechte wechselten im Lauf der Zeit zwischen verschiedenen Parteien, beispielsweise stattete Diemar von Röttingen das Kloster Hirsau mit Besitz in Nassau aus. Im 13. Jahrhundert lag der Großteil der Herrschaft jedoch wohl bei den Herren von Hohenlohe. Auch Niederadel, der seinen Sitz möglicherweise auf der nahegelegenen Burg hatte, wird erwähnt, spielte allerdings keine bedeutende Rolle. Nach dem Tod des letzten von Brauneck gelangte Konrad von Weinsberg durch die Heirat mit dessen Witwe Anna von Hohenlohe an Einkünfte und Rechte in Nassau. Diese musste er jedoch aufgrund von Schulden 1422/23 verpfänden, wobei ein Teil an den Erzbischof von Mainz und den Erzbischof von Würzburg, der andere an den Pfalzgrafen Otto I. von Pfalz-Mosbach fiel. Im Anschluss kam es zu diversen komplexen Erbteilungen, an deren Ende die ehemaligen Besitzrechte der von Brauneck wieder an Hohenlohe fielen. Als 1806 Hohenlohe dem Königreich Württemberg zugeschlagen wurde, kam auch Nassau unter württembergische Verwaltung. 1807/08 zählte es zum Oberamt Nitzenhausen und seit 1809 erst zum Oberamt, ab 1938 zum Landkreis Mergentheim. Im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg wurde Nassau am 01.09.1972 nach Weikersheim eingemeindet.
Kirchlich gehörte Nassau möglicherweise ursprünglich zu Weikersheim, allerdings ist bereits 1293 ein Pfarrer an der Kirche genannt. Die Kirche selbst wird 1544 unter dem Namen St. Bartholomäus erstmals erwähnt. Das Patronat lag ursprünglich beim Stift Neumünster in Würzburg, wurde aber bei Einführung der Reformation von Hohenlohe beansprucht. Die Reformation begann in Nassau um 1545, wurde endgültig 1556 durch Hohenlohe durchgesetzt. Harthausen, Filialgemeinde von Nassau und zu der Zeit Deutschordensgebiet, blieb jedoch katholisch und löste sich von der Gemeinde. Ab 1579 gehörte Nassau zur Superintendentur Weikersheim und ab 1806 zum Dekanat Weikersheim. Diese Zugehörigkeit hat die Gemeinde bis heute, sie ist allerdings nicht mehr eigenständig. Stattdessen wird sie von der Kirchengemeinde Schäftersheim mitbetreut.
===== Bestandsgeschichte =====
Bei der Übernahme des Archivguts 2006 wurden sowohl die historischen Kirchenbücher als auch die Aktenüberlieferung bis 1966 übernommen, wobei die jüngere Überlieferung seit 1901 nach der Registraturordnung für die Pfarrämter geordnet war. Verzeichnet wurde nach den Maßgaben der Verzeichnungsrichtlinien des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart. Dementsprechend wurde unterschieden zwischen Amtsbüchern, Akten und Rechnungsunterlagen. Die Akten wurden analog zur Schriftgutverwaltung in eine ältere (bis 1901) und eine jüngere (bis 1966) Schicht unterteilt. Hierbei erfolgte die Einteilung nach dem Datum des jüngsten Schriftstücks. Die Kirchenbuchüberlieferung beginnt 1579 und die älteren Kirchenbücher bis 1876 sind mikroverfilmt und als Digitalisate bei Archion eingestellt. Mit einem Schreiben von 1671 setzt die Aktenüberlieferung ein, die sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts verdichtet. Insbesondere aus dem 19. Jahrhundert liegt eine reichhaltige Überlieferung vor. Eine Besonderheit des Bestandes stellt das Alte Gemeindebuch dar, das von 1540 bis 1833 geführt wurde. Es enthält diverse Verordnungen und Erlasse die Gemeinde betreffend und eine lückenlose Auflistung der neu aufgenommenen Bürger zwischen 1628 und 1833. Ebenfalls besonders sind das Tagebuch des Agenten der Diözese Weikersheim für die Heidenmission (1903-1919) und das Tagebuch des Agenten der Diözese Weikersheim für die Innere Mission (1903-1920). Bei der Erschließung erfolgte eine Kassation von Dubletten, Generalerlassen und Rechnungsbelegen. Die Ordnung der Akten nach 1901 nach dem Registraturplan wurde beibehalten. Der gesamte Bestand hat eine Laufzeit von 1540 bis 1969 und umfasst nach der Ordnung und Verpackung 110 Nummern und etwa 1,5 laufende Meter. Die Originalkirchenbücher sind aus Gründen der Bestandserhaltung für die Benutzung gesperrt. Stattdessen können die digitalisierten Kirchenbücher bis 1875 bei Archion nach den entsprechenden Benutzungsbestimmungen digital genutzt werden. Die Erschließung des Bestandes erfolgte im Mai und Juni 2018 durch Sandra Rosenbruch.
===== Weitere Quellen im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart ===== A 29, Nr. 3015-3018 und A 129, Nr. 2330 (Ortsakten) Dekanatamt Weikersheim, D 226-232 (Ortsakten) |
Nassau, in: Pfarrerbuch Württembergisch Franken. Teil 1: Die Pfarreien. Stuttgart 1985, S. 78 f. Nassau, in: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band 4: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Stuttgart 1980, S. 360 f. Nassau, in: Das evangelische Württemberg. Ges. u. bearb. von Christian Sigel. 1. Hauptteil : seine Kirchenstellen und Geistlichen von der Reformation an bis auf die Gegenwart; ein Nachschlagewerk. Band 12: Von der 4. Abteilung Ziffer 756 - 827, Murr bis Obereßlingen, mit Nachträgen. Bittel, Christoph: Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt. Kleine Nassauer Kirchengeschichte. 500 Jahre Reformation. Weikersheim 2017. Die Pfarr- und Gemeinderegistraturen des Oberamts Mergentheim. Bearb. v. F. Hirsch. Stuttgart 1913, S. 62 ff. (Württembergische Archivinventare; 5) Beschreibung des Oberamts Mergentheim. Stuttgart 1880. |