===== Orts- und Ortskirchengeschichte =====
Klingenberg liegt zwischen dem Neckar und dem Höhenzug mit dem namensgebenden Einschnitt am südwestlichen Rand von Heilbronn, dessen Teilort es seit der Eingemeindung am 1. Januar 1970 ist. Klinge kommt von Klingental, was ein schmales Kerbtal ist. Weiterhin spielt auch ein Bach eine namensgebende Rolle, da klingendes, rauschendes Wasser die Schlucht durchquert; dies ist besonders bei der Schneeschmelze der Fall. Der Ort selbst wird vom Schloss Klingenberg überragt. Erste Siedlungsspuren auf der Gemarkung von Klingenberg, wie zum Beispiel Straßen und Wasserleitungen, lassen sich bis in die Römerzeit zurückdatieren. Der Ort wird erstmals am 10. August 1293 mit einem Remboto, miles de Klingenberg, urkundlich erwähnt, da dieser eine Urkunde bezeugt hatte. Im Laufe der Zeit entwickelt sich um den Ortsadelssitz langsam ein Dorf, welches bis ins Jahr 1407 in Besitz der Herren von Klingenberg blieb.
Im Reichskrieg 1360 von Kaiser Karl IV. gegen Württemberg wurde Klingenberg stark in Mitleidenschaft gezogen, da die Ortsherrschaft auf der Seite Württembergs stand. Von 1407 bis 1805 waren die Grafen von Neipperg Ortsherren über Klingenberg. Die Burg gehörte der gräflichen Familie bis ins Jahr 1970, dann wurde die Burg an die Stadt Heilbronn verkauft. Die Grafenfamilie hatte auch die Gerichtshoheit über die Ortschaft inne. Im Zuge der Mediatisierung in den Jahren 1805/06 kam das zum Ritterkanton Kraichgau gehörende Lehen Klingenberg unter badische Landeshoheit. Durch den Staatsvertrag vom 13. November 1806 trat Baden die Gebiete an Württemberg ab.
Zunächst war Klingenberg sehr landwirtschaftlich geprägt und der Weinbau spielte im Ort eine große Rolle. Mit der aufkommenden Industrialisierung wurde die Ortschaft immer mehr zu einer Arbeiterwohngemeinde, was dazu führte, dass die aufkommenden Lasten nicht mehr alleine getragen werden konnten, was besonders nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall war, als sich der Ort besonders im Norden und Westen durch neue Siedlungen und Zuzüge vergrößerte. So wurde beschlossen, die Selbständigkeit der Ortschaft zum 1. Januar 1970 hin aufzugeben. Bereits seit 1938 gehörte Klingenberg dem Landkreis Heilbronn an, zuvor war es Teil des Oberamtes Brackenheim.
Kirchlich gesehen, ist Klingenberg heute ein Teil des Dekanats Heilbronn; bis 1. Januar 1939 gehörte es noch dem Dekanat Brackenheim an. Die katholische Pfarrkirche bestand wohl schon um 1300 und gehörte in älterer Zeit dem Kloster Weißenburg, später war es dann ein badisches Lehen an die jeweilige Ortsherrschaft. Die evangelische Pfarrkirche wurde zum größten Teil 1736 erbaut oder renoviert. Ein Gemälde an der Seitenwand ist auf 1747 datiert. Die Sakristei wurde im Jahre 1508 von Wilhelm und Anna von Neipperg als Kapelle gestiftet. An der Eingangstür ist diese mit 1593 datiert. Auf dem Kirchenboden liegen einige Grabplatten der gräflichen-neippergischen Familie; die Inschriften darauf sind jedoch zum größten Teil nicht mehr lesbar. Die Kirche besitzt eine Barockglocke, deren Inschrift "Soli Deo Gloria" (Gott allein zur Ehre) lautet. Ein neues Schulgebäude wurde 1852 erbaut, dass unter anderem auch Lehrzimmer und Wohnung des Schulmeisters enthielt.
===== Bestandsgeschichte =====
Die historische Überlieferung der Kirchengemeinde Klingenberg gliedert sich in die drei Hauptgattungen Amtsbücher, Akten (ältere und jüngere Abteilung) sowie Rechnungsunterlagen. Der Bestand umfasst 511 Bestellnummern was ca. 8 laufenden Regalmetern entspricht. Das älteste Archivale im Bestand ist ein Kirchenbuch aus dem Jahr 1642, die jüngsten Archivalien sind Sachbücher der Kirchenpflege, welche bis zum Jahr 1999 dem Archiv übergeben wurden. Den zeitlichen Schnitt zur Altregistratur bildet ungefähr das Jahr 1966, da im Jahr 1967 der Einheitsaktenplan der württembergischen Landeskirche eingeführt wurde. Dieser löste den Registraturplan für Pfarrämter von 1901 ab, welcher die Vorlage für die Verzeichnung des jüngeren Aktenbestandes bildet. Am 1. Dezember 2009 wurde das Pfarrarchiv von Klingenberg zur kostenlosen Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv Stuttgart, wegen eines Kirchengemeinderatsbeschlusses, abgegeben. Das Pfarrarchiv umfasst die Überlieferung der Amtsbücher, der Akten und der Rechnungen bis 1966, wobei teils bei Akten und, wie oben bereits genannt, vor allem bei den Sachbüchern die Überlieferung bis an das Ende des 20. Jahrhunderts reicht. Vor allem die Rechnungsunterlagen mussten aufgrund ihres schlechten Zustandes begast werden. Die Amtsbücher und Rechnungsunterlagen wurden von Daniel Kraus in einer Datenbank erfasst, die Akten von Armin Rapp. Die Abschlussredaktion erfolgte im August und September 2012 durch Frank Hartmann (Tübingen) und Bertram Fink (Landeskirchliches Archiv Stuttgart). Bis auf die historischen Kirchenbücher können die Archivalien während den Öffnungszeiten des Landeskirchlichen Archivs im Lesesaal eingesehen und erforscht werden. Vereinzelt müssen hierbei jedoch Sperrfristen beachtet werden. Die Originalkirchenbücher sind dagegen für die Benutzung aus Bestandserhaltungsgründen gesperrt. Dafür stehen allen interessierten Forscherinnen und Forschern die verfilmten Kirchenbücher im Mikrofilmlesesaal des Landeskirchlichen Archivs zur Verfügung, diese können auch ausgeliehen werden. (Filmnummern KB 2044, 2045)
===== Weitere Quellen im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart =====
- Bestände A 29 und A 129 (Ortsakten des Oberkirchenrates) - Bestand A 27 (Personalakten einzelner Pfarrer) |
Schmolz, Helmut / Weckbach, Hubert, Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt, 2. Auflage, Weißenhorn 1973, S. 41. Klingenberg, in: Beschreibung des Oberamts Brackenheim, hrsg. v. d. königlichen statistisch-topographischen Bureau, Stuttgart 1873, S. 295 - 302. |