Biographische Daten
Martin Haug wurde am 14.12.1895 in Calw geboren. Nach seiner Schulzeit in Calw und seinem Kriegsdienst besuchte er die Evangelisch-theologischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren. Anschließend studierte er in Tübingen Theologie. Nach seinem Abschluss 1925, wurde er Pfarrer in Tübingen und Lehrer am Theologischen Seminar Urach. 1935 wurde er Direktor des Evangelischen Pfarrseminars in Stuttgart. Gleichzeitig war er als Oberkirchenrat Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. 1935 wurde er Mitglied des Landesbeirats des Evangelischen Gemeindedienstes, 1937 Mitglied des Landesbruderrats der Bekenntnisgemeinschaft und 1940 zugewähltes Mitglied im 3. Landeskirchentag. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er zum Prälaten ernannt und damit Stellvertreter von Landesbischof Theophil Wurm. Am 14. Dezember 1948 wurde er vom Landeskirchentag und vom Oberkirchenrat zum neuen Landesbischof gewählt. 1949 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen verliehen, und 1952 wurde Martin Haug von der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in den Rat der EKD gewählt, dem er bis 1967 angehörte. Im März 1962 ging Martin Haug im Alter von 66 Jahren in den Ruhestand. Seinen Lebensabend verbrachte er in Freudenstadt wo er am 28.03.1983 verstarb.
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Bearbeitung und Ordnung des Bestandes
Der erste Teil des Bestandes AH-4 (Handakten des Landesbischofs Haug) wurde in der Zeit von Dezember 2006 bis Februar 2007 von Dominik Mosch verzeichnet (bis Nr. 122). Die Verzeichnung wurde 2009 von Christoph Florian fortgesetzt.
Der Bestand hat eine Laufzeit von 1946 bis 1962 und hatte vor der Erschließung einen Umfang von ca. 6 laufenden Metern. Von den ursprünglich ca. 6 laufenden Metern wurden ca. 2 laufende Meter (dies entspricht den Jahrgängen 1946 bis ca. 1954) verzeichnet. Durch das Umverpacken der Akten ist der Bestand um ca. 1/2 Meter verkleinert worden. Ca. 3 ½ laufende Meter (die Jahrgänge 1954 bis 1962) sind noch unverzeichnet.
Die Akten waren chronologisch nach Jahrgängen und innerhalb der Jahrgänge größtenteils nach dem Nachnamen der Korrespondenzpartner, aber auch nach Betreffen alphabetisch geordnet. Bei einem vorhergegangenen Ordnungsversuch wurden aus einzelnen Korrespondenzakten einige Sachakten gebildet. Dies erschien aber zu aufwändig, weswegen die Akten im Großen und Ganzen in ihrem Ordnungszustand belassen wurden. Durch das Anlegen eines großen Indexes wurde versucht die Benutzbarkeit des Bestandes zu gewähren. Die schon gebildeten Sachakten sollten allerdings auch als Sachakten verzeichnet werden da eine Rückordnung zu aufwändig wäre und bei der unzusammenhängenden Struktur auch wenig Sinn ergeben würde.
Da die Akten größtenteils nach Korrespondenzpartnern aber auch nach Sachbetreffen alphabetisch geordnet wurden, bedeutet dies, dass wenn z.B. der Direktor einer Schule geschrieben hat, das Schreiben in der Regel unter dem Nachnamen des Direktors und nicht unter dem der Schule abgelegt worden (auch wenn der Direktor im Namen der Schule schrieb und er nicht als Privatperson gehandelt hat). Allerdings kann es auch durchaus sein, dass z.B. ein Schreiben des Hilfswerks der Evangelischen Landeskirche in Württemberg unter H wie Hilfswerk oder ein Schreiben der Inneren Mission unter dem Buchstaben M abgelegt wurden. Daher empfiehlt es sich für Recherchen den Index zu nutzen
Kassationen wurden keine vorgenommen. Fotos von Bedeutung wurden dem Bestand entnommen und der Fotoabteilung zugeführt.
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Inhalt
Die Akten selbst beinhalten größtenteils Schreiben von Privatpersonen und niederer Kirchendiener die sich mit ihren Belangen an den Landesbischof wenden. Der Bestand enthält allerdings keine größeren Schriftwechsel sondern in der Regel nur 1 bis 2 Briefe pro Person sowie das Reinkonzept des Antwortschreibens. Die Themengebiete der einzelnen Schreiben selbst sind sehr vielseitig. Des Weiteren befinden sich in dem Bestand auch Schreiben mit mehr oder weniger dienstlichen belangen (z.B. Personalangelegenheiten, Einladungen) die auf dem kleinen Dienstweg direkt an den Landesbischof geschickt wurden. Diese Schreiben eignen sich eher zur Ergänzung der offiziellen Überlieferung, da es sich in der Regel oft nur um ein oder zwei Schreiben handelt die sich auf Vorgänge beziehen, die wenig oder gar nicht näher erklärt werden. Auch der historische Wert dieser Schreiben dürfte eher gering sein. Zu einem sehr geringen Anteil enthält der Bestand auch private Schreiben von Familienangehörigen z.B. vom Neffen von Martin Haug etc. Der Bestand könnte vor allem für soziale Forschungsthemen interessant sein, da er viele Schreiben enthält die die Sorgen und Nöte der Bevölkerung in der Nachkriegszeit (Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot) wiedergeben. Des Weiteren, enthält er auch viele Schreiben zum Thema Kriegsgefangene, Kriegsverbrecher (Diese reichen von bloßer Zustimmung für Martin Haugs Einsatz für die Kriegsgefangenen bis zu Abschriften von Verhandlung einzelner Verurteilter wie z.B. in Verzeichnungseinheit 83) und zur Wiederbewaffnung. Daneben weist der Bestand auch Schreiben zu religiösen Themen und Belangen wie z.B. Mischehen, Gesamtschulen, theologischen Fragen der Bevölkerung, Reaktionen auf von Martin Haug gehaltene Predigten oder Reden, Reaktionen auf den Theologen Rudolf Karl Bultmann und auf Martin Niemöller. Neben den Schreiben von Privatpersonen enthält der Bestand auch Schreiben über organisatorische bzw. kirchliche Dinge wie z.B. Personalangelegenheiten (Pfarrstellenbesetzung, teilweise mit Informationen über die Bewerber, Pensionierung von Geistlichen, Disziplinarangelegenheiten) Schreiben zur Kirchensteuer (Beschwerden, Pfändung, Einführung des Kirchenlohnsteuerabzugs), Schreiben der Dekanantsamtleiter oder Programmabsprachen beim Besuch des Landesbischofs in den Gemeinden Einen Großteil der Akten machen auch Schreiben mit Geburtstagsglückwünschen, Einladungen (u.a. zu Kirchen- und Kirchenglockenweihungen, Schulfeiern, Staatsempfängen, Jubiläen ...), Glückwünsche zu Jubiläen, Beförderungen, Ernennungen und Terminvereinbarungen aus. In dem Bestand befinden sich keine geschäftlichen Unterlagen aus der Verwaltung der EKD, der Evangelischen Landeskirche Württemberg oder sonstigen Organisationen
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Sonstige Informationen über den Bestand
- bei einigen Postkarten wurden die Briefmarken herausgeschnitten
- Die Akten des Jahres 1950 Buchstabe A-H sowie 1953 Buchstabe N fehlen
- Ab der Verzeichnungseinheit Nr. 74 sind die Seiten der Akten durchnummeriert und hinter den Enthältvermerken die entsprechende Seitenzahl angegeben. Dies soll der besseren Orientierung bzw. dem besseren Auffinden von Indexbegriffen in der Akte dienen.
- Ebenfalls ab Verzeichnungseinheit Nr. 74 wurde ein extra Feld angelegt um die Namen der Korrespondenzpartner aufzunehmen. Hier wurden nur wichtige Korrespondenzpartner, mit einem größeren Schriftwechsel aufgenommen. Personen über die nur gesprochen wurde befinden sich dagegen weiterhin nur im Enthält Vermerk.
- Bei personenbezogenem Schriftgut wurden die Akten für 120 Jahre nach Geburt bzw. 30 Jahre nach dem Tod gesperrt
- Zeitschriften und Bücher sind unter dem Indexbegriff Drucksachen aufgeführt (in der Regel enthalten die Akten aber nur Schriftverkehr über Bücher und Zeitschriften und nicht die Bücher oder Zeitschriften selbst)
- Ortsnamen wurden in der damals üblichen Schreibweise übernommen. Später eventuell eingemeindete Orte sind ebenfalls unter der damals aktuellen Bezeichnung zu suchen
- Unter dem Begriff Kriegsverbrecher wurden all jene Gefangenen gefasst, die nach 1948 noch in Haft der (West) Alliierten waren und von ihnen der Kriegsverbrechen beschuldigt wurden. |