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    L 1/2 Diakonisches Werk Württemberg
    L 2 Karlshöhe Ludwigsburg

    Vollansicht Bestand

    Signatur: L 2
    Name: Karlshöhe Ludwigsburg
    Laufzeit: 1806, 1828-2011
    Beschreibung: Zur Geschichte der Karlshöhe Ludwigsburg

    1. Die Gründung der Karlshöhe

    Die Idee der Gründung einer Ausbildungsanstalt für Diakone ging aus dem 1869 in Stuttgart stattfindenden Kongress der Inneren Mission hervor.[1] Zu dieser Zeit herrschte auf vielen Gebieten der evangelischen Wohlfahrtspflege ein akuter Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Diesem sollte mit der Einrichtung einer speziellen Ausbildungsstätte für "Brüder" begegnet werden.[2] Diese neu zu gründende "Brüderanstalt" hatte das von Johann Hinrich Wichern betriebene "Rauhe Haus" in Hamburg zum Vorbild. Dort war die "Erziehungsanstalt" mit einem "Gehilfeninstitut" verbunden, um den auszubildenden Diakonen ein praktisches Übungs- und Lernfeld zu bieten.
    In Ludwigsburg wurde daher nach Wicherns Vorbild eine "Brüderanstalt" zusammen mit einer "Kinderanstalt" gebaut. Ihre Einweihung fand am 6. November 1876 statt.[3] Die "Evangelische Brüder- und Kinderanstalt Karlshöhe" bestand aus zwei Mädchen- und zwei Knabenhäusern, einem Betsaal mit Inspektorwohnung, einem Schulhaus mit Hauselternwohnung, einem Back- und Waschhaus sowie einem landwirtschaftlichen Gebäude.[4] Die Kinder- und Brüderanstalt stand namentlich unter dem Protektorat des württembergischen Königs Karl [5] und seiner Ehefrau, Königin Olga, die die neue Einrichtung auch finanziell unterstützten.

    1.2 Interne Organisation

    1.2.1 Verwaltungsrat und Vorstand

    Die Karlshöhe war seit ihrer Gründung durch ihre Rechtsform als Stiftung von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg unabhängig. Die Leitung der Anstalt übernahm ein auf fünf Jahre gewähltes "Komitee", das 1903 nach einer Statutenänderung in "Verwaltungsrat" umbenannt wurde.[6] Er bestand aus mindestens zwölf Mitgliedern und einem Vorstand. Die Aufgaben des Verwaltungsrates erstreckten sich von der Berufung des Inspektors, dem die unmittelbare Leitung der Anstalt oblag, über finanzielle Angelegenheiten wie dem Erwerb von Grundstücken, bis zu Überlegungen zur Erweiterung der Einrichtung, die mit einer regen Bautätigkeit einhergingen.[7] Die Aufnahme der zur Ausbildung in Frage kommenden "Brüder" lag ebenfalls in der Hand des Verwaltungsrats, der hierfür eine Aufnahmekommission bildete. Die Protokollbücher des Verwaltungsrats und die Korrespondenz mit den Inspektoren bzw. Direktoren, sowie die Sitzungseinladungen geben einen grundlegenden Einblick in die vielfältigen Aufgaben.[8] Zu den Gründungsmitgliedern und späteren Vorständen des Verwaltungsrats gehörten der Geschäftsführer der Zentralleitung des Wohltätigkeitvereins, Oberregierungsrat Friedrich von Clausnizer und Generalleutnant Karl Friedrich von Baur-Breitenfeld, der bereits Vorsitzender des Mathildenstiftskomitees gewesen war.[9] Umfangreiche, im Bestand erhaltene Korrespondenzen dokumentieren die Arbeit des Verwaltungsrates und die Berufung seiner Mitglieder. Darunter ist vor allem der Schriftwechsel von Oberregierungsrat von Clausnizer mit den Inspektoren Wilhelm Rupp und Michael Hahn aus den Jahren 1877 bis 1894.[10]

    1.2.2 Die geschäftsführende Leitung durch Inspektoren und Direktoren

    Die Stiftung Karlshöhe wurde von Anbeginn durch die jeweiligen Inspektoren bzw. Direktoren und deren persönlichen Führungsstil und theologische Ausrichtung geprägt. Der erste Inspektor, Pfarrer Wilhelm Rupp, legte von 1876 bis 1890 die Grundstruktur der Karlshöhe fest. Seine Aufgabe war es, die Karlshöhe als eine Ausbildungsstätte für hauptamtliche Mitarbeiter der Inneren Mission zu errichten und das neue Berufsbild des Diakons zu entfalten.[11] In seiner Handschrift sind sämtliche Instruktionen für die vielfältigen Aufgaben aller Mitarbeitenden auf der Karlshöhe verfasst.[12]
    Sein Nachfolger, Pfarrer Michael Hahn, wirkte von 1890 bis 1904. Er legte seinen Schwerpunkt auf die Erweiterung der Karlshöhe. In seine Dienstzeit fallen der Neubau des Männerheims Salon, das Verwaltungsgebäude mit Speisesaal, der Bau von Wäscherei und Bäckerei, sowie die Errichtung des Aussichtsturms Salon, der allerdings 1952 dem Ausbau der B 27 weichen musste.
    Mit Adolf Schlitter nahm 1904 die später sogenannte "Ära Schlitter"[13] ihren Anfang und dauerte bis zum Jahre 1929. Schlitter galt als engagierter Theologe und Pädagoge, der die Diakonenausbildung grundlegend reformierte. Er entwickelte nach dem Ersten Weltkrieg eine Ausbildungsordnung, in der die theoretische Ausbildung mit einer pflegerischen Ausbildung nach staatlichen Richtlinien kombiniert wurde. In seiner Amtszeit wurde 1925 der Deutsche Diakonentag auf der Karlshöhe gefeiert[14] und 1926 das neue Brüderhaus eingeweiht. Adolf Schlitter war der erste Herausgeber des Deutschen Diakonenblatts[15] und ein gerngesehener Prediger in anderen Diakonenhäusern, vor allem zu Themen der männlichen Diakonie.[16]
    Ähnlich lange wirkte Fritz Mössner als Direktor auf der Karlshöhe. Als enger Mitarbeiter Schlitters übernahm er dessen Amt von 1929 bis 1950. Als Pfarrer war Mössner bereits 1908 auf die Karlshöhe gekommen und dort sowohl für die Seelsorge im Männerheim als auch für die Leitung des Kinderheims zuständig.[17] Einer seiner Schwerpunkte war die Jugendfürsorge, auch setzte er sich für die Erweiterung der diakonischen Ausbildung ein. Unter seiner Ägide wurde 1930 eine staatlich anerkannte Wohlfahrtspflegerschule in den Ausbildungsplan der Karlshöhe eingegliedert. Darüber hinaus fallen in seine Amtszeit die Einweihung der Karlshöher Kirche 1931 und der Kauf des Rappenhofs bei Schwäbisch Gmünd 1936, der als Pflegeheim für Schwerkriegsbeschädigte eine Filiale des Männerheims war. Der Nationalsozialismus wurde 1933 auf der Karlshöhe nach Mössners Ansicht "freudig begrüßt", aber "bald spürte man den Gegensatz, in dem wir uns zum innersten Wesen des Dritten Reiches befanden."[18] Dieses Spannungsfeld wurde auch in anderen Diakonenhäusern spürbar und in den Brüderhausvorsteherkonferenzen zum Ausdruck gebracht.[19] Mössner manövrierte die Karlshöhe durch die Zeit des Nationalsozialismus, der durch massive staatliche Eingriffe wie Steuergesetze und Sammlungsverbote die Arbeit der Karlshöhe bedrohte. Ein Bombenangriff im Februar 1944 richtete großen Schaden an, mehrere landwirtschaftliche Gebäude und zwei große Häuser des Männerheims[20] brannten ab. Nach den Wiederaufbauarbeiten verabschiedete sich Fritz Mössner 1950 mit 71 Jahren in den Ruhestand.
    Die Geschäftsleitung übernahm im April 1950 bis in den Herbst 1971 Theodor Lorch, der bereits von 1930-1933 als Vikar die Karlshöhe kennengelernt hatte und maßgeblich an der Entstehung der Wohlfahrtspflegerschule beteiligt war. Während seiner Dienstzeit wurde die kirchliche Ausbildungsstätte für Katecheten und Gemeindehelfer in die Diakonenschule integriert.[21] Allerdings wurden nun auch Katecheten ausgebildet, die nicht in die Karlshöher Brüderschaft aufgenommen werden wollten. Für sie gab es die Möglichkeit, einen Status als Gastschüler[22] zu erhalten. Dadurch konnten sie dem sogenannten "Freundeskreis" angehören, ohne in die Brüderschaft eintreten zu müssen.[23] Während Theodor Lorchs Amtszeit entstanden das Körperbehindertenheim Wernerhaus, das Fritz-Mössner-Haus als Sonderschule für körperbehinderte Kinder mit Nutzung als Ferientagheim im Sommer und das Haus auf der Wart. Dieses Haus war als Anlaufstation für Obdachlose und resozialisierungsbedürftige Menschen gedacht. Vor allem die Resozialisierung lag Lorch am Herzen, was sich durch seine Korrespondenz mit den zu betreuenden Mitarbeitenden zeigt. Dieser umfangreiche Briefwechsel ist allerdings aufgrund der darin enthaltenen personenbezogenen Daten für die Nutzung gesperrt.

    1.3 Die "Brüder" und ihre diakonische Ausbildung

    In der "Brüderanstalt" wurden junge Männer, die überwiegend aus pietistischen Kreisen Württembergs stammten, ausgebildet.[24] Sie sollten befähigt werden, in den verschiedenen Einrichtungen der Inneren Mission ihren Dienst zu versehen. Für den auf der Karlshöhe neu entstehenden Beruf des Diakons wurden daher Lehr- und Ausbildungspläne entwickelt. Sie sollten das Diakonenamt in der Evangelischen Kirche neu beleben und in der kirchlichen Verfassung verankern. Dieses vor allem unter Inspektor Adolf Schlitter anvisierte Ziel wurde allerdings erst 1944 per Diakonengesetz erreicht.[25]
    Die zur Ausbildung aufgenommenen Brüder sollten sich nicht nur als eine Arbeitsgemeinschaft wahrnehmen, sondern auch als eine geistliche Gemeinschaft, die sich in der Form des Brüderverbandes manifestierte. "Die in Brüderanstalt Karlshöhe ausgebildeten und in verschiedenen Arbeitsgebieten der Inneren Mission entsandten Männer bilden den Karlshöher Brüderverband, der in der Liebe Jesu Christi seine Wurzel und im Mutterhaus seinen Mittelpunkt hat."[26] Die Leitung der Brüderschaft oblag dem Inspektor. Ihm zu Seite stand der "Brüderrat", der u.a. über Ausschluss und Wiederaufnahme von Brüdern entschied, den Brüdertag vorbereitete und notwendige Änderungen der Brüderordnung vorab beriet. Diese Ordnung regelte sowohl die persönliche Lebensführung als auch die berufliche Arbeit. Individuelle Wünsche und Entscheidungen mussten den Regeln der Gemeinschaft untergeordnet werden.[27] Über die Entsendung zu möglichen Arbeitsstellen entschied der Direktor, auch lagen die Gehaltsregelungen und Altersvorsorge in seiner Zuständigkeit. Bei privaten Anliegen, sei es der Zeitpunkt von Verlobung oder Heirat, hatte der Direktor ebenfalls ein Mitspracherecht.[28] Die Brüderordnung wurde auf verschiedenen Brüdertagen rege diskutiert und in unregelmäßigen Abständen überarbeitet.[29] Neben dem gemeinschaftlichen Lernen und Leben bildete vor allem die praktische diakonische Arbeit ein weiteres Fundament der Brüderarbeit. Durch die Gründung einer eigenen Krankenpflegeschule 1908 wurde der Bereich der Krankenpflege neben der Erziehungsarbeit zu einem Schwerpunkt der Ausbildung. Dies schlägt sich in der Überlieferungsbildung nieder. Eine umfangreiche Korrespondenz der Direktoren mit den als Krankenpflegern entsandten Brüdern ist erhalten.[30] Ebenso die Korrespondenz der Direktoren mit Brüdern über ihre Sorgen und Nöte in anderen diakonischen Aufgabengebieten wie z.B. den Erziehungs-, Obdachlosen- und Suchthilfeeinrichtungen mit den meist angegliederten landwirtschaftlichen Betrieben. Diese Arbeitsfelder befanden sich vor allem in Württemberg, aber auch in Bayern, im Rheinland, der Pfalz und sogar in Palästina.[31]
    Die Vernetzung der verschiedenen Brüderschaften untereinander zeigt sich durch Brüderhausvorsteherkonferenzen, an denen zumeist die Direktoren teilgenommen haben. Besondere Verbindungen hat es zum Stephansstift in Hannover,[32] zum Johannesstift in Berlin-Spandau[33] und zur Rummelsberger Diakonenanstalt[34] bei Nürnberg gegeben, wodurch hier die Korrespondenz vergleichsweise umfangreich ist. Eine besondere Beziehung bestand auch zum Rauhen Haus in Hamburg. Noch vor der Eröffnung der Karlshöhe reiste eine Delegation aus Ludwigsburg mit dem späteren Verwaltungsrat in den Norden.[35] Das von Wichern praktizierte Familienprinzip wurde vor Ort angeschaut und für gut befunden, um es dann als Modell für die Karlshöhe zu übernehmen. Der Schriftwechsel mit dem Rauhen Haus in Hamburg ist durch eine Kopie der Segenswünsche Wicherns zur Gründung der Karlshöhe von Bedeutung.[36]
    In den 1950er Jahren nimmt die Patenschaft mit dem Diakonenhaus Moritzburg in Sachsen eine besondere Stellung ein. Zeigt sich doch in der Korrespondenz, unter welchen Schwierigkeiten die Diakone in der DDR ihre Arbeit verrichtet haben.[37]

    1.4 Das Kinderheim der Karlshöhe

    Die im Oktober 1876 in die Karlshöhe aufgenommenen 47 Kinder[38] entstammten dem "Mathildenstift" in Ludwigsburg, das 1825 gegründet worden war. Bisher wurden um 1825 "arme, verlassene Kinder im Ludwigsburger Stadt-Spital erzogen".[39] Auf Initiative von Königin Mathilde von Württemberg konnten die Kinder, die im Spital unter Alten und Kranken leben mussten, nun ein eigenes Haus erhalten. Königin Mathilde war somit die Namensgeberin als auch Förderin des Stifts und ließ ihm jährlich eine großzügige Unterstützung zukommen. 1834 wurde das Mathildenstift einem Privatverein übergeben, zu dessen Vorstand auch der Ludwigsburger Kinderarzt August Hermann Werner gehörte. Um keine Konkurrenz zwischen den Einrichtungen aufkommen zu lassen, beschloss der Vorstand des Mathildenstiftsvereins unter Generalleutnant Karl Friedrich von Baur-Breitenfeld, das Mathildenstift in die neugegründete Karlshöhe einzugliedern. Im Bestand L 2 befindet sich daher auch der Aktenbestand des Mathildenstifts von 1832 bis 1876 mit den Protokollen des Mathildenstiftsvereins, den Rechnungsbüchern samt Darstellung der finanziellen Verhältnisse mit Immobilien- und Grundstücksbesitz.[40] Darüber hinaus sind die Aufnahmebücher und Zeugnisse der Kinder enthalten, sowie die Vermittlungsakten der Pflegekinder.[41] Die leider unvollständigen Jahresberichte sowie die Dienstanweisungen für die Hauseltern und die sogenannten Agenten, die mit der Vermittlung der Pflegekinder beauftragt waren, bieten einen guten Einblick in die Vorgängerinstitution.
    Die Kinderrettungsanstalt Karlshöhe sollte laut Statuten der "Fortführung der Aufgabe des früheren Mathildenstiftsvereins in Ludwigsburg der Erziehung armer, verwahrloster oder der Verwahrlosung entgegengehender Kinder dienen, welche in die Anstalt selbst aufgenommen oder auch durch deren Vermittlung in geeigneten Familien untergebracht werden"[42]. Nach dem Prinzip der Familienerziehung des "Rauhen Hauses", das in Württemberger Kinderheimen zu dieser Zeit nur auf der Karlshöhe praktiziert wurde,[43] lebten die Karlshöher Kinder unter der Leitung eines sogenannten Familienbruders oder einer Familienschwester in Gruppen von jeweils 12 - 15 Jungen bzw. Mädchen im Alter von 6 bis 14 Jahren in vier kleinen Häusern zusammen. Die im Bestand enthaltenen "Instruktionen für den Familienbruder und die Familienschwester"[44] sowie die Berichte über die Kinder ermöglichen es, die damalige pädagogische Arbeit und die frühe Heimerziehung historisch verorten zu können. Sehr anschaulich wird das Leben im Kinderheim in verschiedenen Fotoalben und Wandertagebücher mit Zeichnungen und handschriftlichen Aufzeichnungen der Zeltlager in den 1920er bis 1960er Jahren dargestellt. Im Bestand L 2 befinden sich insgesamt 2240[45] Kinderheimakten aus den Jahren 1876 bis 1975. Sie sind aufgrund der enthaltenen personenbezogener Daten gesperrt.
    An das Kinderheim angegliedert war eine Heimschule, deren Lehr- und Stundenpläne aus den Jahren 1896 bis 1935 erhalten sind.[46] Darüber hinaus ermöglichen die Visitationsberichte des Bezirksschulinspektorats aus dem genannten Zeitraum einen Eindruck von Unterricht und Schulalltag.[47]

    1.5 Männerheim und Männerkrankenhaus

    Zur Brüder- und Kinderanstalt kam 1879 das "Männerheim Salon" für Alte, Kranke und Pflegebedürftige hinzu. Die Karlshöhe orientierte sich mit dieser Erweiterung an dem Begründer der Kaiserswerther Diakonissenanstalt, Theodor Fliedner. Dieser war der Auffassung, dass die eigentliche Grundlage der Diakonie die Krankenpflege sei.[48] Um auch diesem diakonischen Gedanken Rechnung zu tragen, wurde das Männerheim neben der "Kinderrettungsanstalt" zu einer Ausbildungsstätte der Karlshöher Diakone.[49] Das Salon-Gebäude befand sich ursprünglich im Besitz der Witwe Beate Paulus. Ihre vier Söhne gründeten 1837 eine christlich-humanistisch ausgerichtete Bildungsanstalt im Flurgebiet "Salon", dessen Name sie für ihr Bildungsinstitut wählten.[50] Durch die Auflösung des Instituts 1879, konnte die Karlshöhe sämtliche Grundstücke als auch Gebäude erwerben und das Männerheim als Pflege- und Ausbildungsstätte realisieren. Noch heute ist ein Haus auf der Karlshöhe nach Beate Paulus benannt. Im Bestand L 2 sind der Kaufvertrag und genealogische Aufzeichnungen der Familie Paulus enthalten.[51]
    Den größten Teil der Männerheimakten bilden die 1606 Personenakten von 1879 bis 1945, die aufgrund der Geburtsdaten der ehemaligen Heimbewohner um ca. 1850 keiner Sperrfrist mehr unterliegen. Bei den Sachakten befinden sich auch allgemeine Unterlagen zu Organisation und Dienstbetrieb, wie Speisepläne, Beschwerden, Rechtsstreitigkeiten oder Pflegesätze.

    [1] Mössner, Fritz, 75 Jahre Karlshöhe, Ludwigsburg 1955, S. 5.
    [2] Mössner, Karlshöhe, S. 6.
    [3] LKAS, L 2, Nr. 6820.
    [4] Mössner, Karlshöhe, S. 8.
    [5] LKAS, L 2, Nr. 5676.
    [6] Mössner, Karlshöhe, S. 16.
    [7] Zeilfelder-Löffler, Monika, Die Geschichte der "Evangelischen Brüder und Kinderanstalt Karlshöhe" in Ludwigsburg. Von den Anfängen bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1876-1950) unter besonderer Berücksichtigung der Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft, Heidelberg 1996, S. 56.
    [8] LKAS, L 2, Nr. 5412 - 5419.
    [9] Mössner, Karlshöhe, S. 12.
    [10] LKAS, L 2, Nr. 5390.
    [11] Lorch, Theodor, Eine diakonische Gemeinde. Karlshöhe Ludwigsburg 1876-1976, Stuttgart 1976, S. 22.
    [12] LKAS, L 2, Nr. 5377f.
    [13] Lorch, Eine diakonische Gemeinde, S. 24.
    [14] LKAS, L 2, Nr. 6533.
    [15] LKAS, L 2, Nr. 6536.
    [16] LKAS, L 2, Nr. 5801.
    [17] Lorch, Eine diakonische Gemeinde, S. 27. Mössner, Karlshöhe, S. 30.
    [18] Mössner, Karlshöhe, S. 31. Zum Einfluss des Nationalsozialismus auf die Karlshöhe sei besonders hingewiesen auf die vom Karlshöher Diakonieverband und Hans Fischer herausgegebene Dokumentation "Das Rauschen der Zeit" und auf Monika Zeilfelder-Löffler, Die Geschichte der "Evangelischen Brüder und Kinderanstalt Karlshöhe" in Ludwigsburg. Von den Anfängen bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1876-1950) unter besonderer Berücksichtigung der Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft, Heidelberg 1996.
    [19] LKAS, L 2, Nr. 6455.
    [20] LKAS, L 2, Nr. 5492.
    [21] LKAS, L 2, Nr. 6515.
    [22] LKAS, L 2, Nr. 6648.
    [23] LKAS, L 2, Nr. 6516.
    [24] Karlshöher Diakonieverband, Das Rauschen der Zeit, S. 17.
    [25] LKAS, L 2, Nr. 6474.
    [26] LKAS, L 2, Nr. 6428, Brüderordnung vom 16.3.1921.
    [27] Ebd.
    [28] Diakonieverband, Rauschen der Zeit, S 18. Bernhard Kurrle (Hrsg), "Nun ja, Bruder Hertler..." Karlshöher Diakonenausbildung in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, Ludwigsburg 2009, S. 116.
    [29] LKAS; L 2, Nr. 6420-6440.
    [30] LKAS; L 2, Nr. 5817-5820.
    [31] LKAS, L 2, Nr. 5921-6254.
    [32] LKAS, L 2, Nr. 6539 und 6558.
    [33] LKAS, L 2, Nr. 6544.
    [34] LKAS, L 2, Nr. 6562.
    [35] Mössner, S. 8.
    [36] LKAS, L 2, Nr. 6561.
    [37] LKAS, L 2, Nr. 6562.
    [38] LKAS, L 2, Nr. 5333.
    [39] LKAS; L 2, Nr. 5729, Erster Jahresbericht des Mathildenstifts 1836, S. 3.
    [40] LKAS, L 2, Nr. 6255-6331
    [41] LKAS, L 2, Nr. 6284-6286; 6325-6326.
    [42] LKAS, L 2, Nr. 6425, Statuten der Anstalt Karlshöhe bei Ludwigsburg, Stuttgart 1886, § 1.
    [43] Mössner, Karlshöhe, S. 76.
    [44] LKAS; L 2, Nr. 5344-50 und 5377-78.
    [45] LKAS, L 2, Nr. 1450-3446.
    [46] LKAS, L 2, Nr. 6582.
    [47] LKAS, L 2, Nr. 6625f.
    [48] Mössner, Karlshöhe, S. 6
    [49] Lorch, Eine diakonische Gemeinde, S. 20.
    [50] Mössner, Karlshöhe, S. 88. Zeilfelder-Löffler, S. 35.
    [51] LKAS, L 2, Nr. 6821.

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    Bestandsgeschichte

    Der Bestand der Stiftung Karlshöhe kam 2005 in das Landeskirchliche Archiv und wurde in mehreren Schichten von unterschiedlichen Personen verzeichnet und erschlossen. Die sogenannten "Brüderakten" wurden von Petra Weber verzeichnet, die Kinder- und Männerheimakten von Dorothea Besch, die Sachakten der Nr. 5300-5370 von Dorothea Reuter, die folgenden Einheiten wieder von Dorothea Besch.
    Akten mit personenbezogenen Daten unterliegen einer Sperrfrist von 120 Jahren nach Geburt bzw. 30 Jahren nach Tod. Daher sind vor allem die Kinderheimakten und die Brüderakten gesperrt. Manche Sachakten sind aufgrund personenbezogener Daten teilgesperrt.
    Kassiert wurden aus dem Bestand die Unfallanzeigen der Jahre 1931-1939 (Vorsignatur B/5-1.1). Ebenso sämtliche Versicherungen für KFZ, Glas, Wasserschaden und die Unfallhaftpflicht der Jahre 1950-1974. Darüber hinaus Krankenkassenversicherungsschreiben, Anfragen nach Bescheinigungen für geleistete Beiträge für den Lohnsteuerjahresausgleich, Belege über Bußgeldbescheinigungen zugunsten der Karlshöhe von Amtsgerichten aus den 1950er Jahren. Einzahlungsbelege und Kontoauszüge der Ausgleichskasse wurden kassiert, desgleichen die Rechnungsbelege zum Umbau des Kinderheims 1954 (Vorsignatur F/5-2.4.) Kassiert wurde ebenfalls "ausgeschiedene Bewerber" (Vorsignatur C/5-1.6), die ihre Bewerbung für die Diakonenschule zurückgezogen haben oder anhand eines standardisierten Briefes eine Absage erhielten.
    Der umfangreiche Fotobestand, der den Alltag, die verschiedenen Arbeitsbereiche und die Feste der Karlshöhe von ca. 1910 bis in die 1980er Jahre widerspiegelt, erhielt die Signatur U 404 bis U 480, die Diapositive U 515 bis 521. Die gut erhaltenen Glasplatten wurden digitalisiert.
    An die Museale Sammlung wurden die Herzog-Eberhard-Ludwig-Medaille des Oberamts Ludwigsburg abgegeben, sowie eine Johann-Hinrich-Wichern-Plakette, die Theodor Lorch vermutlich 1965 als Würdigung für seine vielfältigen Dienste erhalten hat. Darüber hinaus gingen an die Museale Sammlung eine auf Holz aufgezogene Telefonliste und 12 verschiedene Holzmatrizen. Die Holzmatrizen zeigen die Direktoren Rupp, Hahn, Schlitter, Mössner und Generalleutnant von Baur-Breitenfeld. Aus dem Kinderheimalltag existieren Holzmatrizen, die die Kinder in der Freizeit und beim Arbeiten abbilden.
    An das Haus des Dokumentarfilms wurden aus konservatorischen Gründen 5 Filmrollen aus dem Jahr 1974 abgegeben.
    Der gesamte Bücherbestand z.B. Karlshöher Brüderbote etc. wurde an die Landeskirchliche Zentralbibliothek abgegeben und lässt sich unter der Signatur DB recherchieren.
    Umfang: 45 lfd. m
    Bemerkung: Sachakten der Karlshöhe, Brüderakten, Bewohnerakten des Männerheims und Zöglingsakten des Kinderheims.
    Literaturangaben: Fritz Mössner, 75 Jahre Karlshöhe, Ludwigsburg 1955.
    Theo Lorch, Eine diakonische Gemeinde. Karlshöhe Ludwigsburg 1876-1976, Stuttgart 1976.
    Karlshöher Diakonieverband/ Hans Fischer (Hrsg.), Das Rauschen der Zeit und die Stimme unseres Gottes. Die Karlshöher Brüderschaft in der Zeit des Dritten Reiches. Eine Dokumentation, Reutlingen 1996.
    Monika Zeilfelder-Löffler, Die Geschichte der "Evangelischen Brüder und Kinderanstalt Karlshöhe" in Ludwigsburg. Von den Anfängen bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1876-1950) unter besonderer Berücksichtigung der Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft, Heidelberg 1996.
    Bernhard Kurrle, Das Paradies kommt erst später. 125 Jahre Karlshöher Diakonie. Biografische Notizen, Reutlingen 2000.
    Bernhard Kurrle (Hrsg,), "Nun ja, Bruder Hertler..." Karlshöher Diakonenausbildung in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, Ludwigsburg 2009.
    Hermann Schmidt, Die Innere Mission in Württemberg, Hamburg 1879.
    Albert Sting, Geschichte der Stadt Ludwigsburg. Von 1816 bis zum Kriegsende 1945 Bd.II, Ludwigsburg 2005.
    Verweis: https://www.wkgo.de/wkgosrc/findmittel/cms/index/LKAS-L002
    L 2/2 Karlshöhe Ludwigsburg
    L 3 Samariterstiftung
    L 3/2 Samariterstiftung (Nachlieferung)
    L 4 Evangelische Gesellschaft
    L 4/2 Evangelische Gesellschaft
    L 5 Martinshaus Altshausen
    L 5/2 Martinshaus Altshausen und Kleintobel, Nachtrag
    L 6 Jugendhilfe Korntal
    L 7 Paulinenpflege
    L 9 Evangelische Jugendheime Heidenheim
    L 10 Zieglersche Anstalten
    L 10/2 Zieglersche Anstalten
    L 10/3 Die Zieglerschen
    L 11 Verein für internationale Jugendarbeit (VIJ)
    L 12 Kinderheim Oberallewinden
    L 13 Kinder- und Jugenddorf Siloah
    L 14 Paulinenstift Friedrichshafen
    L 15 Kinderheim Hochdorf
    L 16 Evangelische Wohnheime Stuttgart
    L 17 Margaretenheim der eva Stuttgart
    L 18 Evangelisches Kinder- und Jugenddorf Tuttlingen
    L 19 Wilhelmspflege Stuttgart-Plieningen- Jugendhilfe aktiv
    L 20 Paulinenpflege Kirchheim u.T.- Stiftung Tragwerk
    L 21 Wächterheim Kirchheim - Stiftung Tragwerk
    L 22 Ev. Kinder- und Jugenddorf Tuttlingen
    L 23 Evangelischer Verein für hilfsbedürftige Kinder
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