Biografische Informationen
Eugen Jäckh, der sich inner- und außerhalb Württembergs als Blumhardt Kenner einen Namen gemacht hat, wurde am 20.04.1877 in Stuttgart geboren. Wegen schwerer körperlicher Leiden des Vaters zog die Familie Jäckh bald nach Bad Boll. Dort erhoffte man sich durch die Nähe und Verbindung zu Christoph Blumhardt (1842 1919) Hilfe und Linderung. So geriet Jäckh bereits als Kind in die geistige Einflusssphäre von Christoph Blumhardt und Bad Boll, die sein ganzes Leben prägen sollte. Nach dem Besuch des Karlsgymnasiums in Stuttgart studierte Jäckh in Tübingen und Berlin Theologie. An das Studium schloss sich für ca. 3 Jahre eine Tätigkeit als Hauslehrer in der Neumark an, zunächst bei Pf. Gustav Benn, später bei Graf von Finckenstein, die beide als Freunde von Blumhardt zum Boller Kreis gehörten. Im Pfarrdienst wirkte Jäckh ab 1902 an verschiedenen Stellen innerhalb der württembergischen Landeskirche (u.a. in Trossingen, Göppingen, Mühlhausen und Weidenstetten). 1911 rief ihn Christoph Blumhardt zu seiner eigenen, persönlichen Entlastung als Pfarrer nach Bad Boll. Die folgenden 8 Jahre als enger Mitarbeiter an der Seite des von Alter und Krankheit gezeichneten Blumhardt wurden für Jäckh zum wichtigsten Lebensabchnitt. Im Einverständnis mit seinem Bruder Theophil hatte Christoph Blumhardt seinen neuen Mitarbeiter Jäckh schon ein halbes Jahr zuvor mit der Erarbeitung eines neuen Lebensbildes von Blumhardt Vater (1805-1880) betraut, was durchaus als besonderer Vertrauensbeweis zu werten ist. In Bad Boll hatte Jäckh zunächst regelmäßig an 2 Wochentagen die Andachten und gelegentlich am Sonntag die Predigt zu halten. Außerdem unterrichtete er am Härlin'schen Töchterinstitut im benachbarten Eckwälden. Nach und nach übernahm Jäckh immer mehr Dienste zur Entlastung bzw. Vertretung von Christoph Blumhardt. In das Vertrauensverhältnis zwischen Blumhardt und seinem Helfer Jäckh war auch Schwester Anna von Sprewitz einbezogen. Sie hatte Mitte der 90er Jahre die wirtschaftliche Leitung des Boller Kurbetriebes übernommen und war Christoph Blumhardt eine wesentliche Stütze. 1919, nach Blumhardts Tod, war Schwester Anna maßgeblich an der Übereignung Bad Bolls an die Herrnhuter Brüdergemeine beteiligt. Bis zu ihrem Tod 1923 verwaltete sie den Nachlass von Christoph Blumhardt und wirkte an der Herausgabe von dessen Predigten und Andachten mit. Jäckh, der durch seine Ehefrau Lotti, geb. Glitsch der Brüdergemeine besonders verbunden war, kehrte 1920 in den Dienst seiner Landeskirche zurück. Einigen Jahren in Öhringen folgten mehr als 10 Jahre Pfarrdienst an der Oberhofenkirche in Göppingen. Nach der vorzeitigen Pensionierung aus Krankheitsgründen ließ sich Jäckh wieder in seiner Heimatstadt Stuttgart nieder, wo er während und nach dem 2. Weltkrieg in verschiedenen Gemeinden als Pfarrer Aushilfe leistete. Jäckh starb am 04.05.1954 in Stuttgart.
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Bestandsgeschichte
Der Jäckh'sche Nachlass ist ein Mischbestand aus schriftlichem und gedrucktem Material zum Themenkomplex Blumhardt Vater und Sohn und Bad Boll. Dazu publizierte Jäckh zahlreiche Beiträge. Als Jäckhs wichtigster Beitrag zur umfangreichen Blumhardt-Literatur gilt sein Buch "Blumhardt Vater und Sohn und ihre Botschaft". Es erschien erstmals 1924 im Berliner Furche-Verlag und erlebte mehrere Auflagen. Der Nachlass Jäckh wurde 1983/84 vom Landeskirchlichen Archiv Stuttgart erworben.
Bei den Erschließungarbeiten dieses Bestandes war es das oberste Ordnungsprinzip, die originären, Blumhardt Vater und Blumhardt Sohn betreffenden Nachlassteile hervorzuheben. Darunter befinden sich Originalbriefe von (110) und an (nur 5) Blumhardt Vater sowie von (245) und an (147) Blumhardt Sohn. Alle Originalbriefe wurden in Regesten erfasst. Diese beiden Blumhardt'schen Nachlassteile sind mit Auszügen bzw. Abschriften aus der Korrespondenz beider Blumhardt angereichert. Neben Originalpredigten aus der Vikarszeit von Blumhardt Sohn gibt es eine beachtliche Sammlung von Predigtnachschriften, die verkartet wurde. Ein dritter Teil zeigt Einfluss und Aneignung Blumhardt'schen Gedankenguts bei Eugen Jäckh. Dieser Jäckh'sche Teil umfasst eigene Predigten und Manuskripte von Eugen Jäckh sowie dessen Korrespondenz mit dem Blumhardt-Kreis. Umfangreiches Sammlungsgut und Fotos runden das Jäckh'sche Blumhardt Bild ab. Broschüren und sonstige Drucksachen sind unter der angegebenen Archivsignatur im Archivbestand zu finden. Sämtliche Bücher wurden an die Bibliothek des Oberkirchenrats abgegeben. Die Archivsignatur der Bücher (mit eingeklammerten x gekennzeichnet) dient nur dem Nachweis, dass diese Titel zum Nachlassbestand D 34 gehören. Alle Bücher sind in der Bibliothek des Oberkirchenrats unter eigener Bibliothekssignatur eingestellt. Einzelne Titel können bei gedrucktem Material aus sachlichen Gründen mehrfach im Repertorium auftauchen. Das Personenregister am Ende des Repertoriums dient als Hilfsmittel zur Benutzung des Bestandes. Um das Register nicht unnötig aufzublähen, wurden Namen von Autoren aus Jäckhs Publikationssammlung nicht aufgenommen, da sie dort ohnehin in alphabetischer Reihenfolge erscheinen. Ausgenommen davon sind die Autoren, deren Namen auch in anderen Teilen des Bestandes zu finden sind.
Der Nachlass Jäckh wurde 1987/88 von Barbara Springer verzeichnet. Er umfasst 280 Nummern und bildet mit 2,5 lfd. m den Bestand D 34.
Der Bestand wurde im Auftrag von Anna Katharina Ahrendtsen vom Enkel des Nachlassers, Peter Jäckh, mit weiteren Unterlagen seines Vaters Werner Jäckh, die bis zum 17.12.2024 noch in seinem Besitz waren, im Landeskirchlichen Archiv ergänzt. In D 34 bilden sie eine eigene Klassifikation (Nrn. 281-289). Diese 2 lfd. cm an weiteren Unterlagen wurden von Daniel Miller Martínez im Rahmen eines FSJ bearbeitet und hinzugefügt.
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