===== Ortsgeschichte =====
Das Straßendorf Schützingen liegt auf der südlichen Talkante des Mettertals am nordöstlichen Fuß des Burgberges. Die ältesten Siedlungsspuren bei Schützingen führen in die Hallstattzeit, aus der drei Graben- und Wallanlagen erhalten sind. Der Ortsname wird üblicherweise auf den alemannischen Personennamen Scuzo zurückgeleitet, so dass Scuzingun sich im Kern von ‚die Sippe des Scuzo ableitet. Der Ort selbst ist wohl eine Gründung der Merowingerzeit, die planmäßige Siedlungsform stammt aber vermutlich erst aus dem Spätmittelalter. Die erste überlieferte urkundliche Erwähnung ist auf das Jahr 1023 datiert. Ein Ministerialengeschlecht lässt sich in Schützingen vom 12. bis zum 14. Jahrhundert ausmachen. Die Herrschaftsrechte im Ort waren im Mittelalter stark aufgeteilt, erst im Laufe des 15. Jahrhunderts konnte das Kloster Maulbronn die Rechte in Schützingen zumindest weitgehend an sich bringen. Mit dem Kloster Maulbronn gelangte auch Schützingen 1504 an Württemberg und war dort fortan dem Amt (ab 1806 Oberamt) Maulbronn unterstellt. Gab der Schwäbische Bund im Bauernkrieg 1525 noch den Befehl, einen namentlich nicht bekannten Schützinger Pfarrer hängen zu lassen, weil er lutherisch sei, so wurde Schützingen bereits wenige Jahre später 1534 mit der Einführung der Reformation im Herzogtum Württemberg protestantisch und bekam 1535 seinen ersten protestantischen Pfarrer. Durch mehrere Truppendurchzüge und Pestwellen im Dreißigjährigen Krieg verödete der Ort; nur ein einziger Schützinger soll den Krieg überlebt haben: der Bürgermeister und Heiligenpfleger Georg Kifhaber. Die Wiederbesiedlung erfolgte hauptsächlich durch oberösterreichische Protestanten. 1938 wurde Schützingen dem Landkreis Vaihingen zugeordnet, gelangte aber 1974 an den neugegründeten Enzkreis. Im Zuge der Gebietsreform wurde Schützingen am 1. Januar 1974 nach Illingen eingemeindet. Besonders bekannt ist der Ort für seine schönen, gut erhaltenen Fachwerkhäuser, von denen einige bis auf das 16. Jahrhundert zurückgehen.
===== Ortskirchengeschichte =====
Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes von 1023 ist gleichzeitig die Ersterwähnung einer Kirche in Schützingen; in dieser Urkunde trat das Hochstift Speyer seinen Zehnten an Ritter Albrecht ab. Im zwölften Jahrhundert hatten die Herren von Roßwag das Patronat inne, das später aber an die von Enzberg gelangt sein muss, die es 1356 wiederum dem Kloster Herrenalb übertrugen. Im 15. Jahrhundert gelangten die Patronatsrechte an das Kloster Maulbronn und mit diesem 1504 an Württemberg. Das Patrozinium St. Ulrich ist erst im 16. Jahrhundert in den Quellen nachweisbar, lässt aber eine Gründung aus dem 11. Jahrhundert vermuten. Der Chor der ehemaligen Wehrkirche entstand wohl vor 1300, an seinen Wänden und Decken finden sich beeindruckende Malereien aus der Zeit um 1300 (ursprünglich Seccomalereien). Der Turm über dem Chor ist ebenfalls frühgotisch. In der Renaissance wurde die Kirche vergrößert, an der West- und Nordseite finden sich noch Elemente dieser Zeit, an der Westwand außerdem die Reste eines romanischen Portals. Die erhaltene hohe Mauer, die die Kirche umfriedet, zeugt noch heute von der ursprünglichen Wehrfunktion der Kirche und von dem früher die Kirche umgebenden Friedhof. 1719 und 1860 gab es größere bauliche Veränderungen an der Kirche. Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Ulrich stark beschädigt; vor allem wurden bei einem Gefecht am 7. April 1945 die Kanzel und die Orgel schwer beschädigt, die gotische Sakristei wurde völlig zerstört. Reparaturarbeiten nach dem Krieg zogen sich über vier Jahre bis zur völligen Wiederherstellung 1947. Heute ist St. Ulrich mit drei Glocken ausgestattet, der Vater-Unser-Glocke, der Sterbeglocke und der Taufglocke. Erstere ist die älteste der drei Glocken, sie wurde bereits 1505 gegossen. Im Ersten Weltkrieg musste Schützingen zwei seiner damaligen drei Glocken (wie auch sämtliche Orgelpfeifen) abliefern; die große Glocke von 1505 blieb allerdings verschont. Eine der beiden abgelieferten Glocken wurde 1920 durch den Kauf einer gebrauchten Glocke ersetzt. Im Zweiten Weltkrieg musste Schützingen 1942 die Vater-Unser-Glocke jedoch abliefern. Diese wurde allerdings nach Kriegsende im Glockenlager Lünen wieder aufgefunden und konnte 1947 rückgeführt werden. Erst Mitte der 1970er-Jahre wurde ein elektrisches Läutwerk eingebaut. Die im Ersten Weltkrieg abgelieferten Orgelpfeifen (vermutlich Pfeifen der 1860 angeschafften Orgel) wurden 1926 durch neue ersetzt, im Zweiten Weltkrieg wurde die Orgel am 7. April 1945 allerdings schwer beschädigt. Von 1949-71 nutzte Schützingen eine kleinere Orgel; 1970/71 konnte schließlich einer Heilbronner Kirche eine Orgel aus der Werkstatt Richard Rensch abgekauft werden, die zuletzt 2019 generalüberholt wurde. 1960 erhielt St. Ulrich mit der Stiftung eines Ulmer Fabrikanten zwei neue Fenster für die Ost- und Südwand des Chores nach einem Entwurf des Stuttgarter Kunstmalers Wolf-Dieter Kohler. Der Kirchturm wurde 1958-60 und zuletzt 2018/19 erneuert. Anfang der neunziger Jahre wurde das ehemalige Stallgebäude des Schützinger Pfarrgehöfts zum Gemeindehaus umgebaut. Die Sanierung der Mauer entlang des Kirchgartens erfolgte 1999, die der hohen Kirchenmauer im Jahre 2001.
===== Bestandsgeschichte und Bestandsbeschreibung =====
Das Archiv des Pfarramts Schützingen wurde im Oktober 1998 gemäß den Bestimmungen des Erlasses des Evangelischen Oberkirchenrats AZ 32.40 Nr. 7/5.4 vom 9.2.1998 nach einem Beschluss des Kirchengemeinderats an das Landeskirchliche Archiv zu einer dauerhaften Verwahrung und Veraltung abgegeben. Im Winterhalbjahr 2021/2022 wurde es im Auftrag der Kirchengemeinde von Regina Fürsich nach den Verzeichnungsrichtlinien des Landeskirchlichen Archivs mit der Erschließungssoftware ActaPro verzeichnet, sowie geordnet und verpackt. Erfasst wurden auch die historischen Kirchenbücher, die jedoch getrennt vom Pfarrarchiv im Kirchenbucharchiv im Landeskirchlichen Archiv verwahrt werden. Die Kirchenbücher werden aus konservatorischen Gründen im Normalfall digital im Kirchenbuchprotal Archion oder auf Mikrofilm am Lesegerät eingesehen. Das zweite Kirchenbuch der Gemeinde (1615-1649) existiert schon lange nicht mehr. Es ist wohl bereits den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer gefallen. Der Umfang des Pfarrarchivs, das sich aus Amtsbüchern, Akten und Rechnungsunterlagen zusammensetzt, beträgt drei laufende Meter und umfasst 156 Bestellnummern. Der Aktenbestand besteht aus einer Älteren Abteilung, die hauptsächlich Schriftgut des 19. Jahrhunderts und des beginnenden 20. Jahrhunderts enthält und aus einer neueren Abteilung mit Schriftgut des 20. Jahrhunderts bis etwa 1965, und vereinzelten Akten mit Laufzeiten, die schon im 19. Jahrhundert einsetzen. Die vorgefundene Ordnung des Bestandes richtet sich im Wesentlichen nach dem Registraturplan für die evangelischen Pfarrämter Württembergs von 1901. Allerdings gab es auch eine Vielzahl an ungeordneten Akten ohne Registraturzeichen. Ein Inventar war nicht vorhanden. Es lagen nur zwei Fragebögen (1950, 1954) vor, die einen groben Überblick über die Bände ergaben. Eine Besonderheit ist die nominell 1913 von Schultheiß Brodbeck, de facto aber circa 1934 begonnene und von Pfarrer Gammertsfelder handschriftlich verfasste, umfangreiche Gemeindechronik, die bis 1960 ergänzt wurde (Best.-Nr. 73). Erwähnenswert ist auch eine Heiligenpflegrechnung von 1681 (Best.-Nr. 117). Weitere Archivalien zur Schützinger Ortskirchengeschichte befinden sich unter anderem in den Ortsakten des Oberkirchenrates (A 29, 4094-4097; A 129, 2584) und des Dekanatamtes Maulbronn (DA Maulbronn, 90) im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart. |