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    L 4/2 Evangelische Gesellschaft
    L 5 Martinshaus Altshausen

    Vollansicht Bestand

    Signatur: L 5
    Name: Martinshaus Altshausen
    Laufzeit: 1863-1977
    Beschreibung: Geschichte des Martinshauses

    Das Martinshaus in Altshausen (Saulgau) wurde 1883 auf Initiative von Johannes Leopold, Gemeindepfarrer von Altshausen, mit Unterstützung des Gustav-Adolf-Vereins gegründet mit der Absicht, evangelischen Kindern, die in der Diaspora Württembergs, Bayerns und Hohenzollerns wohnen, den Besuch des Konfirmationsunterrichts und die Konfirmation zu ermöglichen. Zu diesem Zweck bestand das Martinshaus zunächst als Heim, ab 1888/89 wurde die eigene Schule in Betrieb genommen, die 1916 die staatliche Anerkennung als freiwillige evangelische Konfessionsschule erhielt. Bis zum Zweiten Weltkrieg hielt das Martinshaus konstant Plätze für maximal 60 Kinder bereit. Der Hauptteil der Kosten des Martinshauses wurde durch die zahlreichen Spenden der Diasporagemeinden gedeckt, so dass das Kostgeld der Schüler abhängig von den Vermögensverhältnissen der Eltern gestaffelt werden konnte. Neben Kindern aus der Diaspora nahm das Martinshaus auch immer wieder Kinder aus familiär schwierigen Situationen bzw. Kinder, die als schwererziehbar eingeschätzt wurden, auf.

    Während des Dritten Reichs geriet das Martinshaus zunehmend in Bedrängnis und überschrieb darum am 8. August 1941 seinen gesamten Grundbesitz zur Besitzsicherung der Kirchengemeinde Biberach an der Riß. Am 21. September 1941 erfolgte dann die zwangsweise Aufhebung der Heimschule. Das Heim blieb jedoch bestehen und beherbergte bis 1945 neben Kindern aus der Diaspora auch durch Fliegerangriffe bedrohte und geschädigte Kinder aus evangelischen Gemeinden der Städte Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe, Düsseldorf, Köln und Essen. Nach Kriegsende erfolgte dann die Aufnahme vieler Kriegsflüchtlinge und Kriegswaisen.

    Am 1. November 1948 erfolgte die Wiedereröffnung der Heimschule im Martinshaus. Die folgende Zeit war vor allem durch umfangreiche Ausbauten und die Vergrößerung der Anstalt geprägt. Unter anderem wurde im Zuge der allgemeinen Bestrebungen der Einrichtung von Realschulen im April 1956 ein Mittelschul-Internat in Kleintobel für Jungen als Zweigschule eröffnet und in den kommenden Jahren weiter ausgebaut, so dass 1961 dort bereits 120 Schüler lebten. 1969 erfolgte ein großer Neubau. 1959 wurde eine Mädchenmittelschule im Clara-Glöckler-Bau in Altshausen eingerichtet. Im Jahr 1961 wurde die Organisationsform durch die Gründung der Ev. Heimschulen Martinshaus in Altshausen und Kleintobel - bestehend aus einem 9-klassigen Volksschulinternat in Altshausen, dem Mädchen-Mittelschul-Internat in Altshausen und dem Knaben-Mittelschul-Internat in Kleintobel - verändert.

    Vor allem die Modernisierungsmaßnahmen der 1960er Jahre an den verschiedenen Bauten und die ab 1970 rückgängigen Schülerzahlen in Altshausen führten zu einer Verschuldung und schließlich 1976 zur Auflösung des Martinshauses wegen Überschuldung und zur Übertragung des Besitzes an die Zieglerschen Anstalten e.V.. Es wurde das Eigentum an den Gebäuden und die Schulden den Zieglerschen übertragen. Die Realschule in Kleintobel blieb bestehen und wurde zunächst eigenständig weitergeführt. Dieser Zweig des Martinshauses in Kleintobel existiert noch heute als Realschulerziehungsanstalt der Zieglerschen Anstalten e.V.

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    Bestandsgeschichte

    Der Bestand befand sich im Pfarramt Altshausen und wurde zusammen mit dem Pfarrarchiv Altshausen am 10. Juni 2010 eingeholt. Durch die gemeinsame Lagerung trat eine Vermischung von Unterlagen ein, die zunächst behoben werden musste. Da umfangreiche Teile des Bestandes ungeordnet waren und teilweise aus losen Blattsammlungen bestanden, kann trotz der sorgfältigen Durchsicht nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Schriftstücke des Martinshauses bzw. der Kirchengemeinde Altshausen sich noch im jeweilig anderen Bestand befinden. Insgesamt konnte die Trennung der Bestände aber erfolgreich durchgeführt werden.

    Die wenigen im Bestand des Martinshauses enthaltenen Fotos wurden dem Bildarchiv übergeben und sind unter den Nummern P 10106-10112 und Ü 78 zu finden. Der Bestand enthielt außerdem die Jahresberichte des Martinshauses von 1883 bis 1965 und einige Bücher zur Inneren Mission, Wohlfahrtspflege und privatem Schulwesen, die der Landeskirchlichen Zentralbibliothek in Stuttgart übergeben wurden. Einige wenige im Bestand enthaltenen Broschüren, die bereits in der Landeskirchlichen Zentralbibliothek vorhanden sind, wurden zur besseren direkten Information beim Bestand gelassen. Ebenso wurde die Schülerzeitung "Martinsblättle" im Bestand belassen und verzeichnet.

    Eine Ordnung des Bestandes nach Aktenplan oder Registratursignaturen existierte nicht. Soweit vorhanden wurden bestehende und beschriftete Einheiten und deren Aktentitel übernommen. In vielen Fällen musste allerdings erst eine Ordnung der äußerst unsortierten Unterlagen hergestellt werden. Diese wurde analog zu den vorhandenen Einheiten einerseits thematisch getrennt nach Verwaltung, Rechnungswesen, Personal, Bauprojekten, Aufnahmen und Schulbetrieb vorgenommen, andererseits wurden die Unterlagen innerhalb dieser Themengebiete chronologisch geordnet. Die so entstandenen thematischen Bereiche wurden zur Grundlage der Klassifikation. Kassiert wurden lediglich Duplikate. Die umfangreichen Aufnahmeakten wurden nicht ausgedünnt, da in diesen die Gründe für die Aufnahmegesuche und die Lebensumstände der Schüler/innen und deren Eltern deutlich werden.

    Der Bestand weist verhältnismäßig viele Unterlagen zu Aufnahmegesuchen und Aufnahmen auf. Dies ist auf das Aufnahmeverfahren zurückzuführen, denn ab der Gründung 1883 wurden die Aufnahmegesuche vom Pfarrer der Gemeinde Altshausen gesammelt und bearbeitet und dann dem Vorstand des Martinshauses vorgelegt, der über die Aufnahmen entschied. Durch diesen Umstand haben sich die umfangreichen Akten zu den Aufnahmen von 1883 bis 1951 im Pfarramt Althausen erhalten. Im Zuge der Wiedereröffnung der Schule 1948 und der Erweiterung des Martinshauses in den folgenden Jahren ging wohl die Verwaltung der Aufnahmeverfahren vom Pfarramt vollständig an das personell expandierende Martinshauses über.

    Nicht nur die Aufnahmeakten, sondern auch die restlichen Unterlagen und deren Zusammensetzung weisen darauf hin, dass es sich bei vorliegendem Bestand um die Schriftgutüberlieferung des Pfarrers von Altshausen handelt und nicht um diejenige der im Martinshaus direkt ansässigen Verwaltung. Der Pfarrer von Altshausen war wohl seit dem Gründungspfarrer Leopold in Personalunion auch für das Konfirmandenheim im Martinshaus seelsorgerisch zuständig und übernahm einen Teil der Verwaltungsaufgaben. So war der Pfarrer ständiges Mitglied im Verwaltungsrat, was sich in den umfangreichen Unterlagen zu den Sitzungen des Verwaltungsrats aus den 1950 bis 1970er Jahren mit eigenhändigen Notizen des Pfarrers Rolf Stuhlinger im Bestand spiegelt. Dies bedeutet, dass vorliegender Bestand nur zu einem Teil die Überlieferung der Verwaltung des Martinshaues darstellt, zu einem anderen Teil jedoch lediglich den Charakter einer Parallelüberlieferung hat.

    Auffällig ist, dass sehr wenige Akten zu den Bereichen Schulalltag, Unterricht und Lehrpersonal im Bestand enthalten sind. Dies ist wahrscheinlich auf die Provenienz des Bestandes zurückzuführen. Im Archiv der Zieglerschen Anstalten Wilhelmsdorf e.V. haben sich ebenfalls Akten des Martinshauses erhalten. Bei diesen handelt es sich vor allem um Bauakten zu den Umbauten und Neubauten zwischen 1961 und 1975 (Archivinventar Zieglersche Anstalten Wilhelmsdorf e.V., bearbeitet von Inga Bing-von Häfen, 2005, darin: 5. Evangelische Heimschulen Martinshaus, Nr. 27-93). Schul-, Verwaltungs- und Heimakten sind nicht überliefert.

    Das vorliegende Archivinventar wurde im Oktober 2012 von der Archivreferendarin Verena Türck im Rahmen eines Archivpraktikums erstellt. Der Bestand umfasst nach der Verzeichnung und Verpackung 190 Bestellnummern und 2,5 laufende Regalmeter Archivgut. Die Archivalien des Bestands stammen aus dem Zeitraum von 1863 bis 1977, wobei es sich bei dem ältesten erhaltenen Archivale um einen Taufschein handelt.
    Umfang: 190 Verzeichnungseinheiten, 2,5 lfd. m
    Literaturangaben: Weitere Überlieferungen im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart: A 26 Allgemeine Kirchenakten, Nr. 823; A 126 Allgemeine Kirchenakten des Oberkirchenrats, Nr. 1511-1514, 2030, 2055; L 1 Diakonisches Werk Württemberg, Nr. 1220, 1221, 1345, 1347, 1350, 1355, 1357, 2398, 2420, 2448; Dekanatsarchiv Biberach, Nr. 3243-3252, 3946; Zieglersche Anstalten, Nr. 27-93
    Evangelische Heimschule Martinshaus. Realschule für Jungen Kleintobel. Festschrift zur Einweihung der neuerbauten Realschule in Kleintobel am 26. April 1969, hg. von der Schulleitung Evangelische Heimschulen Martinshaus, Kleintobel 1969.
    Evangelische Heimschulen Konfirmandenheim Martinshaus. Volks- und Mittelschulen für Jungen und Mädchen Altshausen-Kleintobel, Altshausen o.D. [Werbebroschüre, ca. 1960].
    Konfirmandenheim Martinshaus, Jahresberichte von 1883 bis 1965.
    50 Jahre Konfirmanden-Anstalt "Martinshaus" in Altshausen am 29. Oktober 1933, hg. vom Martinshaus, Altshausen 1933.
    L 5/2 Martinshaus Altshausen und Kleintobel, Nachtrag
    L 6 Jugendhilfe Korntal
    L 7 Paulinenpflege
    L 9 Evangelische Jugendheime Heidenheim
    L 10 Zieglersche Anstalten
    L 10/2 Zieglersche Anstalten
    L 10/3 Die Zieglerschen
    L 11 Verein für internationale Jugendarbeit (VIJ)
    L 12 Kinderheim Oberallewinden
    L 13 Kinder- und Jugenddorf Siloah
    L 14 Paulinenstift Friedrichshafen
    L 15 Kinderheim Hochdorf
    L 16 Evangelische Wohnheime Stuttgart
    L 17 Margaretenheim der eva Stuttgart
    L 18 Evangelisches Kinder- und Jugenddorf Tuttlingen
    L 19 Wilhelmspflege Stuttgart-Plieningen- Jugendhilfe aktiv
    L 20 Paulinenpflege Kirchheim u.T.- Stiftung Tragwerk
    L 21 Wächterheim Kirchheim - Stiftung Tragwerk
    L 22 unbelegt
    L 23 Evangelischer Verein für hilfsbedürftige Kinder
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