Biografische Angaben
Fritz Veigel wurde am 4. Mai 1908 als Sohn des Schmiedemeisters Carl Veigel und dessen Ehefrau Julie, geb. Schwilk in Heilbronn geboren. Veigel studierte nach der Reifeprüfung zunächst ein Semester Volkswirtschaft, wechselte im Wintersemester 1926/27 jedoch zur Theologie und besuchte seit dem Sommer 1927 das evangelisch-theologische Stift in Tübingen. Dort legte er im Frühjahr 1931 die erste theologische Dienstprüfung ab. Veigel verknüpfte sein Wirken als Geistlicher stets mit seinen nationalsozialistischen Überzeugungen, hatte er sich doch - wie er später schrieb - bereits als Schüler als ein "Apostel" Hitlers gefühlt. Nach der Lektüre von Hitlers "Mein Kampf" im Jahr 1931 habe sich sein Glauben an den Nationalsozialismus noch fester gefügt, er habe ihn als "unabweisbar und notwendig" empfunden. Seinen Überzeugungen entsprechend engagierte er sich bei den Deutschen Christen. Die Machtübernahme 1933 nahm Veigel als "Gotteswunder der deutschen Errettung" und als Chance der "Verjüngung und Gesundung der Kirche" wahr. Veigels Engagement bei den Deutschen Christen, das sich unter anderem in der Veröffentlichung zahlreicher Bekenntnis- und Propagandaschriften äußerte, führte zu zahlreichen Auseinandersetzungen mit der Landeskirche. Nachdem Veigel zunächst eine Anstellungen als Vikar in Rudersberg im Dekanat Welzheim innehatte, wurde er im Oktober 1931 Stadtvikar in Blaubeuren. Aus kirchenpolitischen Gründen wurde er am 30. April 1934 nach Wildberg bei Nagold versetzt. Dort verfasste er im Juni desselben Jahres den Offenen Brief an den Landesbischof Wurm, der auch als gedrucktes Flugblatt verbreitet wurde. Veigel wurde daraufhin zunächst vom Amt suspendiert, erhielt jedoch im Oktober 1934 eine Stelle als Pfarrverweser in Neckargartach. Auch dort vermochte er jedoch kaum, kirchlichen Dienst und politische Überzeugung zu trennen. 1935 ging Veigel nach Thüringen, weil er glaubte, dort besser für die Sache der Deutschen Christen eintreten zu können. Seit August 1935 wurde er vertretungsweise als Hilfspfarrer im Dienst der Thüringer Evangelischen Kirche eingesetzt, erst im Januar 1936 erhielt er eine Anstellung als Hilfspfarrer, im Dezember 1936 schließlich eine Pfarrei in Eisfeld. Bereits im Dezember 1935 ersuchte Veigel jedoch um eine Wiedereinstellung im württembergischen Pfarrdienst, die ihm aufgrund seiner Glaubensüberzeugungen jedoch verwehrt wurde. Veigel richtete bis 1939 immer wieder vergebliche Gesuche an die württembergische Landeskirche. Erst nach seinem Austritt aus der Bewegung der Deutschen Christen sollte sich die Haltung des württembergischen Evangelischen Oberkirchenrates ändern. Veigel wurde aufgrund seines Austritts aus der Bewegung der Deutschen Christen am 15. September 1939 von der Thüringer Landeskirche in den Wartestand versetzt. Er hatte seinen Entschluss damit begründet, dass die Bewegung nicht mehr durch den Glauben, sondern nur noch durch den Kampf um kirchliche Macht geprägt sei. Die Deutschen Christen hatten sich seiner Auffassung nach zu sehr dem Zeitgeist angepasst und sich von den biblischen Grundlagen entfernt. Sein Austritt aus der Bewegung kann nicht als Bruch mit dem Nationalsozialismus gedeutet werden, betonte Veigel doch auch 1939 noch seinen nach wie vor bestehenden Glauben an den Nationalsozialismus. In einem Schreiben, in dem er die Auffassungen und Ziele nach seinem Austritt darlegte, stand das Eintreten für den Nationalsozialismus nach wie vor an zentraler Stelle. Er wurde Soldat und starb am 7. März 1942 an der Ostfront. Wie aus Schreiben des Oberkirchenrates hervorgeht, hätte seiner Wiedereinstellung nach dem Krieg nichts mehr im Wege gestanden.
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Bestandsgeschichte
Der Nachlass Fritz Veigel wurde im Dezember 1988 von der Witwe Else Veigel an das Landeskirchliche Archiv abgegeben. Er wurde 1988 einer ersten Vorordnung unterzogen, die nach Manuskripten, Korrespondenz und persönlichem Material differenzierte und die Nummern 1-7, 11-15 und 21-22 umfasste. Im Oktober 2001 erfolgte eine systematische Erfassung des Nachlasses. Innerhalb der Ordnungspunkte von Korrespondenz, Manuskript und Materialsammlung wurde hierbei jeweils nach dem Wirken im Kirchenkampf und bei den Deutschen Christen, nach Literarischen Werken, Geistlichen Wirken und Privatem unterschieden. Darüber hinaus wurde eine chronologische Ordnung vorgenommen. Die Nutzung des Nachlasses ist durch einen Depositalvertrag aus dem Jahr 1988 geregelt. Der Bestand wurde 2001 von Alexandra Lutz im Rahmen eines Praktikums erschlossen.
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Bedeutung des Nachlasses
Der Nachlass Veigels ermöglicht Einblicke in den Kirchenkampf und in die Vorstellungswelt und das Handeln eines Deutschen Christen. Veigels Korrespondenz zeigt das konkrete Agieren der Bewegung und den Austausch der Mitglieder über gemeinsame Ziele und Strategien. Von besonderem Interesse dürften hierbei der Austausch mit Führungspersönlichkeiten der Bewegung, aber auch die Auseinandersetzungen mit Vertretern der Bekennenden Kirche wie etwa dem Landesbischof Wurm sein. Auch der Sinneswandel Veigels und die Motive seines Austrittes lassen sich anhand der Korrespondenz nachzeichnen. Die Manuskripte offenbaren dagegen Veigels propagandistisches Eintreten für den Nationalsozialismus und seine Religiosität, in der Gottesglaube und Blut-und-Boden-Mystik auf das engste miteinander verknüpft waren. Seine während der Kriegsjahre entstandenen Gedichte verdeutlichen seinen Glauben an den Nationalsozialismus, seine Kriegsverherrlichung und sein soldatisches Männlichkeitsideal auf eklatante Weise.
Der Nachlass Fritz Veigel umfasst bei 38 Nummern 0,6 lfd. m und bildet den Bestand D 38. Weitere Korrespondenzen und Manuskripte finden sich in der Personalakte Veigels im Landeskirchlichen Archiv. |