Geschichtliche Darstellung
Gründung
Im Jahr 1906 wurde auf Initiative und mit tatkräftiger sowie finanzieller Unterstützung des Unternehmers Paul Lechler (1949-1925) in Frankfurt am Main das "DIFÄM" (Deutsches Institut für ärztliche Mission) mit dem Ziel gegründet, ausreisende Ärzte, Pflegekräfte und Theologen der verschiedenen Missionsgesellschaften auf ihren Auslandsaufenthalt vorzubereiten. Aufgabe des DIFÄM sollte die Ausbildung der Ausreisenden in Tropenmedizin bzw. die Vermittlung von medizinischem Basiswissen sein. Als überzeugter Christ engagierte sich Paul Lechler in verschiedenen sozialen Bereichen. Er gründete 1882 das "Büro zur unentgeltlichen Arbeitsvermittlung für Arme", 1887 den Verein "Zur Hilfe in außerordentlichen Notstandsfällen auf dem Lande" und 1898 war er Mitbegründer des "Stuttgarter Vereins für ärztliche Mission". Sein Motto war: "Unser Christentum darf nicht bloß Weltanschauung sein, sondern es muss sich durch die Tat bewähren." Im November 1906 fand eine beschlussfassende Versammlung des DIFÄM in Frankfurt am Main statt. Die Gründung des Vereins "Deutsches Institut für ärztliche Mission" und die festliche Einweihung des Institutsgebäudes, einer Ausbildungsstätte für Missionsärzte und Missionsschwestern, die im Oktober 1909 in Tübingen im Beisein des württembergischen Königspaares erfolgte, stellte einen Höhepunkt in Lechlers Leben dar. Ein Jahr danach wurden die ersten Ärzte im Institut gemeinsam mit der Universität Tübingen ausgebildet. Als notwendige Ergänzung entstand im Ersten Weltkrieg 1916 das Tropengenesungsheim in Tübingen, die heutige Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus, die als Spezialklinik für Tropenkrankheiten einen weit über die Missionskreise hinausgehenden ausgezeichneten internationalen Ruf genießt. Heimkehrende Missionare und Missionsärzte und deren Familien sollten sich hier erholen und behandeln lassen können. Im Jahre 1937 wurde auf dem Gelände das Tropenkinderheim gegründet.
Zweiter Weltkrieg und Nachkriegsjahre
Während des Zweiten Weltkriegs diente das DIFÄM-Gebäude als Hilfskrankenhaus. Im Jahre 1946 nahm das Institut seine reguläre Arbeit wieder auf. Das DIFÄM zog in die Räume des ehemaligen Kinderheims in der Paul-Lechler-Straße auf dem Gelände des Tropenheims um. Dieses entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Krankenhaus mit den Schwerpunkten Tropen- und Reisemedizin, Innere Medizin und Akutgeriatrie und wurde in den 1990er Jahren umbenannt in: "Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus". Im Jahre 1959 hatte der damalige DIFÄM-Direktor Martin Scheel die DIFÄM-Arzneimittelhilfe gestartet. Es war eine Arzneimittel-Hilfsaktion für kirchliche Gesundheitsstationen in Übersee. Die Aktion erweiterte sich um Medikamente aus Arztpraxen und Arznei-Spenden, um die bundesweit geworben wurde. Bereits 1961 unterstützte "Brot für die Welt" den Einkauf von in südlichen Ländern wichtigen Präparaten und die Diakonie Katastrophenhilfe ließ große Sendungen beispielsweise für die Opfer des Biafra-Krieges über die DIFÄM-Arzneimittelhilfe bereit stellen. Die Medikamentenhilfe des DIFÄM erreichte 1969 einen Umfang von 8 Mio DM. Heute wird der allergrößte Teil der Medikamente vor Ort über kirchliche Zentralapotheken beschafft.
Neuere Entwicklungen
In den Jahren 1963 und 1967 fanden im DIFÄM zwei internationale Tagungen zur Frage nach der Aufgabe der Kirchen im Gesundheitsbereich und des Engagements von zivilen und kirchlichen Gemeinden zur Förderung von Gesundheit statt - auch Tübingen I und II genannt. Damals wurde die Gründung der Christian Medical Commission (CMC) beschlossen. Impulse aus diesen Tagungen wurden aufgenommen, als Ende der 1970er Jahre die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenarbeit mit der Gesundheitskommission des Ökumenischen Rates der Kirchen Programme zur medizinischen Grundversorgung initiierte. Das Difäm wiederum griff diese Prinzipien auf: Die Förderung und Durchführung von Entwicklungsprojekten zur 'Basisgesundheit' sowie die Fachberatung im Gesundheitsbereich setzten unter der Leitung von Rainward Bastian neue Schwerpunkte. 1972 löste sich der "Stuttgarter Verein für ärztliche Mission" auf und wurde in das DIFÄM integriert. In den 1990er Jahren rückte die Aids-Problematik in den Vordergrund. Das DIFÄM stellte den Gesundheitsstationen in Übersee HIV-Tests, antiretrovirale Medikamente und Einwegspritzen bereit und ermunterte Partnerkrankenhäuser, mit der Therapie zu beginnen. Im Jahre 2002 initiierte das DIFÄM das Aktionsbündnis gegen AIDS.
Chronologie
1841 Gründung des ersten Missionsärztlichen Instituts in Tübingen durch Georg Friedrich Müller (1848 geschlossen) 1898 Gründung des Vereins für ärztliche Mission in Stuttgart 1904-1912 Gründung verschiedener Vereine für ärztliche Mission in ganz Deutschland 1906 Gründung des Deutschen Instituts für ärztliche Mission (DIFÄM) in Frankfurt am Main 1909 Einweihung des Deutschen Instituts für ärztliche Mission in Tübingen 1916 Eröffnung des Tropengenesungsheims in Tübingen Seit 1924 Tropenkurse am DIFÄM 1937 Eröffnung des Tropenkinderheims in Tübingen 1942 Einrichtung eines Teillazaretts der Wehrmacht im Tropengenesungsheim 1946 Wiedereröffnung des Krankenhauses und Erlaubnis zur Tätigkeit des DIFÄM durch die französische Besatzungsbehörde 1959 Erweiterung und Modernisierung des Tropengenesungsheims und Umbenennung in Paul Lechler-Krankenhaus 1963/67 Tübingen I und II, Gründung der Christian Medical Commission (CMC) 1972 Auflösung des Stuttgarter Vereins für ärztliche Mission und Eingliederung in das DIFÄM Seit 1970er-Jahren Medizinische Hilfe in Entwicklungsländern Seit 1990er-Jahren Engagement in der Aidshilfe
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Bestandsgeschichte
Der Bestand wurde im Jahr 2011 vom DIFÄM an das Landeskirchliche Archiv abgegeben und in den Jahren 2012 bis 2014 von Senta Herkle, Siglind Ehinger und Jakob Eisler verzeichnet. Insgesamt umfasst er 995 Verzeichnungseinheiten und erstreckt sich über 30 laufende Meter. 31 Plakate wurden dem Bestand entnommen und unter Angabe der Provenienz in die Plakatsammlung übernommen. 362 Bilder in Überformaten wurden bisher beim Bestand erfasst, werden aber separat gelagert. Weitere Bilder müssen noch erschlossen werden. Die historische Bibliothek wird separat bearbeitet. Zur besseren Handhabung wurde versucht, den Index überschaubar zu halten, weshalb er keine Vollständigkeit beansprucht. Es empfiehlt sich deshalb, immer auch über das Inhaltsverzeichnis zu recherchieren.
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Bestandsbearbeitung
Der Gesamtbestand K31 wurde zunächst nach den verschiedenen Provenienzen gegliedert, die insgesamt chronologisch, nach dem Datum der Entstehung, aufeinander folgen. Eine Ausnahme dieses Ordnungsprinzips stellt der relativ kleine Bestand des 1909 gegründeten Verbands der deutschen Vereine für ärztliche Mission dar, der dem umfangreichen Bestand des 1906 begründeten Deutschen Instituts für ärztliche Mission (DIFÄM) vorgeordnet wurde. Jede Provenienz bildet ein eigenes Kapitel:
1. Medizinisches Missionsinstitut Tübingen 2. Verein für ärztliche Mission Stuttgart 3. Verband der deutschen Vereine für ärztliche Mission Stuttgart 4. Deutsches Institut für ärztliche Mission und Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus
Die Gliederung der einzelnen nach Provenienzen geordneten Bestände erfolgt auf zweiter Ebene jeweils nach Sachbetreffen. Bei der Gliederung der neueren Protokolle einzelner Gremien wurde versucht, den veränderten Strukturen des DIFÄM Rechnung zu tragen.
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Häufig verwendete Abkürzungen
CMC - Christian Medical Commission DIFÄM - Deutsches Institut für Ärztliche Mission EMS - Evangelisches Missionswerk in Südwestdeutschland EMW - Evangelisches Missionswerk TGH - Tropengenesungsheim TPLK - Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus UNICEF - United Nations Children's Fund WCC - World Council of Churches WHO - World Health Organization |