===== Ortsgeschichte =====
Das im Taubertal gelegene Archshofen wurde erstmals 807 als Autgausishouva erwähnt. Im Lauf der Geschichte teilten sich verschiedene Träger die Herrschaftsrechte im Ort. In der Mitte des 12. Jahrhunderts besaßen die Hohenlohe-Brauneck einen Großteil des Ortes als Eigen, den sie als Lehen an das örtliche Niederadelsgeschlecht der Herren von Archshofen ausgegeben hatten. Friedrich, ein Angehöriger des Geschlechts, schenkte 1267 den Besitz dem Deutschen Orden, der im Ort eine eigene Ordenskommende einrichtete. Der Anteil des Ordens an Archshofen dürfte etwa zwei Drittel ausgemacht haben. Erstmals 1378 ist eine kurzfristige Mitherrschaft der Burggrafen von Nürnberg an Schloss und Dorf Archshofen erkennbar. Erst Mitte des 15. Jahrhunderts konnten sich die Burggrafen dauerhaft in Archshofen festsetzen, als sie die Schirmvogtei über den Ort 1448 nach einem komplizierten Erbgang von den 1389 ausgestorbenen Hohenlohe-Brauneck übernahmen. Letztere hatten die Schirmvogtei schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts besessen. Dazu erbten die Burggrafen auch noch den brauneckischen Anteil an der Grundherrschaft. Der Deutsche Orden verkaufte 1460 seinen Besitz an die Rothenburger Patrizierfamilie von Rein. Die Hälfte dieses Besitzkomplexes gelangte 1463 an die Reichsstadt Rothenburg. Der andere Teil des Komplexes ging nach 1497 an das Rothenburger Geschlecht der Lochinger. Diese erwarben dann 1526 auch noch die brandenburg-ansbachische Grundherrschaft. Im 17. Jahrhundert war die Ortsherrschaft so aufgeteilt, dass Rothenburg 17 und die Lochinger 33 Gemeinderechte besaßen. Brandenburg-Ansbach besaß als Inhaber des Patronats der Pfarrei drei Gemeinderechte. Nach dem Aussterben der Lochinger 1687 ging deren Anteil an Archshofen im Jahr 1690 an die Herren von Winzingerode über. 1761 gelang dann dieser Anteil an die Herren von Ötinger. Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte der adlige Anteil an Archshofen dem jüdischen Finanzier Marx Pfeiffer. Mit der Mediatisierung kam der Ort 1806 an Bayern, um dann 1810 an Württemberg zu gelangen. Archshofen unterstand dem Oberamt (seit 1938 Landkreis) Mergentheim. 1973 kam es zum Main-Tauber-Kreis. 1972 hatte es sich schon mit zwölf weiteren Gemeinden zur Gemeinde Creglingen vereinigt.
===== Ortskirchengeschichte =====
Bis 1341 unterstand die Sankt-Egidien-Kapelle der Pfarrei Freudenbach. Dann wurde im genannten Jahr Archshofen vom Bischof von Würzburg zu einer Pfarrei erhoben. Die Reformation wurde 1528 durch die adlige Ortsherrschaft und Ansbach eingeführt. Nach der Reformation gehörte Archshofen kurzfristig zur Pfarrei Creglingen (1538-1555). Archshofen gehörte ursprünglich zum Kapitel Iphofen der Diözese Würzburg. Nach der Reformation unterstand es dem Dekanat Rothenburg. In der Folge des Übergangs an Württemberg kam die Pfarrei Archshofen zunächst zum Dekanat Creglingen und nach dessen Aufhebung 1836 zum Dekanat Weikersheim. 1938 wurde eine ständige Pfarrverweserei eingerichtet, die von Finsterlohr aus versehen wurde. Heute wird Archshofen von Freudenbach betreut. Das Patronatsrecht hatte zunächst das würzburgische Stift Neumünster inne, bis es nach der Reformation von der adligen Ortsherrschaft wahrgenommen wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte das Patronat dem jüdischen Finanzier Marx Pfeiffer, jedoch wurde es ihm nach der Ernennung eines Pfarrers durch den württembergischen Staat entzogen und blieb dann in staatlicher Hand. Die alte Kirche wurde 1638 zerstört, danach neu aufgebaut und 1824 vollständig erneuert. Die evangelische Schule ist durch einen 1600 genannten Schulmeister erstmals nachweisbar.
Ende des 18. Jahrhunderts siedelte die Ortsherrschaft die ersten Juden an. Bis 1939 waren die Archshofener Juden in einer eigenen israelitischen Religionsgemeinde organisiert, welche vor 1914 dem Rabbinat Weikersheim und danach dem Rabbinat Mergentheim unterstand. 1727 wurde ein Synagogenraum eingerichtet und 1796/97 eine Synagoge erbaut. Die ab 1935/36 nicht mehr benutzte Synagoge wurde in der Progromnacht 1938 nicht zerstört, jedoch später beschädigt und dient heute als Vereinsheim. Hatten die jüdischen Kinder zuvor die evangelische Volksschule besucht, so gab es für sie von 1829 bis 1910 eine jüdische Konfessionsschule. Im 19. Jahrhundert erlebte der jüdische Bevölkerungsteil ein großes Wachstum und stieg von zwölf (1812) bis auf 143 (1854) Personen an, um danach wieder abzusinken. Das Verhältnis zwischen evangelischen und jüdischen Einwohnern war allgemein gut. Jedoch fiel auch hier die jüdische Gemeinschaft dem Nationalsozialismus zum Opfer. Die wenigen 1933 noch im Ort verbliebenen Juden wurden vertrieben oder ermordet.
===== Bestandsbeschreibung =====
Das im Pfarrhaus untergebrachte Pfarrarchiv wurde auf Beschluss des Kirchengemeinderats im Herbst 2006 in das Landeskirchliche Archiv Stuttgart zur Verwahrung und Verwaltung gebracht. Es wurden dabei die historischen Kirchenbücher, die Akten sowie die Überlieferung der Kirchenpflege bis 1966 übernommen. Das Archivgut aus der Zeit vor 1901 war ursprünglich in einem Archivschrank aufbewahrt. Insgesamt 13 Sachgruppen sind nachweisbar. Die jüngere Überlieferung seit 1901 war nach der Registraturordnung für die Pfarrämter geordnet. Bei der Verzeichnung wurde entsprechend den Verzeichnungsrichtlinien des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart zwischen Amtsbüchern, Akten und der Überlieferung der Kirchenpflege unterschieden. Die Akten wurden analog zur Schriftgutverwaltung in eine ältere (bis 1901) und eine jüngere (bis 1966) Zeitschicht geteilt. Die Kirchenbuchüberlieferung beginnt 1588. Die älteren Kirchenbücher bis 1875 sind mikroverfilmt. Die Aktenüberlieferung setzt mit einem Schreiben von 1681 ein und verdichtet sich im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Die Überlieferung aus dem 19. Jahrhundert ist reichhaltig. Auffallend ist das umfangreiche Material zur Schulgeschichte aus diesem Jahrhundert. Eine Besonderheit des Pfarrarchivs liegt darin, dass sich auch Unterlagen der jüdischen Schule und das jüdische Geburts-, Trauungs- und Totenregister (1852-1875) darin befinden. Raritäten stellen eine 1821/22 angefertigte Abschrift der Chronik Rothenburgs sowie das Archshofener Gemeindeprotokoll von 1707-1816 dar. Nach der Ordnung und Verpackung umfasst der Bestand 239 Nummern und ca. 6 lfd. m. Weitere Archivalien zur Archshofener Ortskirchengeschichte befinden sich in den Ortsakten des Oberkirchenrates (A 29, 192-201; A 192, 1458-1459) und des Dekanatamtes Weikersheim (DA Weikersheim, D 46-60) im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart. Die historische Überlieferung des Pfarramtes Archshofen wurde in der Zeit vom Januar bis April 2007 von Dr. Christoph Florian im Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart verzeichnet. Die Abschlussredaktion erfolgte durch Dr. Bertram Fink.
Stuttgart, im September 2007 Dr. Christoph Florian Dr. Bertram Fink |