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    K 61 Kirchlich-theologische Sozietät in Württemberg (KTS in Württemberg)

    Vollansicht Bestand

    Signatur: K 61
    Name: Kirchlich-theologische Sozietät in Württemberg (KTS in Württemberg)
    Laufzeit: 1918-2006
    Beschreibung: ===== Bestandsbeschreibung =====

    Die Kirchlich-Theologische Sozietät (KTS) war neben der Bekenntnisgemeinschaft von 1934 (Freudenstädter Kreis von 1927, Kirchliche Bruderschaft und theologische Arbeitsgemeinschaft), parallel zur "Bekennenden Kirche" in anderen Landeskirchen, die bedeutendste Guppierung von Theologen in den staatlich-kirchenpolitischen, innerlandeskirchlichen sowie theologischen Auseinandersetzungen in Württemberg während des Dritten Reiches und des Kirchenkampfes, zudem auch während der Neubesinnung der Evangelischen Kirche nach 1945.
    "Die Kirchlich-Theologische Sozietät in Württemberg konstituierte sich förmlich erst am 19. Januar 1936. Der sie tragende Kreis kritischer, meist an Karl Barth geschulter Pfarrer - zu nennen wären u.a. die Brüder Herrmann und Harald Diem, Heinrich Fausel sowie Paul Schempp - war freilich bereits früher tätig gewesen und öffentlich in Erscheinung getreten, beginnend mit dem gegen die Deutschen Christen gerichteten Manifest 'Kirche und Staat. Ein Wort württembergischer Pfarrer zur kirchlichen Lage' vom April 1933. Zentrales Anliegen der von Hermann Diem, seit April 1934 Gemeindepfarrer in Ebersbach an der Fils, geleiteten Gruppe war es, den Anliegen der in der Bekennenden Kirche und den in Barmen geschaffenen theologischen Grundlagen in Württemberg Gehör zu verschaffen. Theologisch klar und kompromisslos, nahm die Sozietät für sich in Anspruch, als kritisches Korrrektiv der württembergischen Kirchenleitung agieren zu können und zu müssen - immer dann, wenn ihr der von Wurm und Oberkirchenrat verantwortete Kurs zu kompromissbereit schien. Spannungen und Konflikte waren von hier aus vorgezeichnet - im Umgang mit den Deutschen Christen und ihren völkisch-nationalkirchlichen Irrlehren, dem Anspruch des nationalsozialistischen Staates, rechtmäßig im kirchlichen Raum tätig zu werden (Reichskirche, Reichskirchenregiment), der Ablehnung des von den Bischöfen des Lutherischen Rates (Wurm, Meiser, Marahrens) befürworteten Eides auf den Führer und anderes mehr. Weil sich Wurm und der Oberkirchenrat in ihren Verlautbarungen wie in ihrer praktischen Politik zu weit von Barmen entfernten, übten sie in der Perspektive der Sozietät eine geistliche Leitung der Kirche faktisch nicht mehr aus. Insbesondere der Ipfinger Pfarrer Paul Schempp exponierte sich als radikaler Kritiker der Kirchenleitung und nahm dafür seine Dienstentlassung am 29. März 1939 in Kauf. Erst im November 1948 kam es zu einer von Harald Diem vermittelten Aussöhnung zwischen Schempp und Wurm. Die übrigen Mitglieder der Sozietät hatten bereits während des Krieges wieder den Kontakt zu Wurm gesucht und schließlich auch seine führende Funktion in der evangelischen Kirche anerkannt." (aus: Haug, Norbert, Nationalzozialismus, in: Württembergische Kirchengeschichte Online, 2021).
    Zu den aktiven Theologen der Kirchlich-theologischen Sozietät, besonders auch in der Nachkriegszeit, gehörte auch Pfarrer Richard Widmann.
    Die KTS löste sich am 15. Mai 1972 auf.


    ===== Bestandsgeschichte =====

    Eine umfangreiche Sammlung zur Kirchlich-Theologischen Sozietät (KTS) wurde aus dem Nachlass von Pfarrer Richard Widmann 2013 in das Archiv übernommen. Die Bestandteile zu den KTS-Vorgängen von 1934 bis 1972 und deren Kontext-Materialien aus dem Kirchenkampf waren bereits jahrgangsweise geordnet. Die chronologische Ordnung der wurde weitestgehend beibehalten; ansonsten wurde die Ordnung systematisch vollzogen. --
    Pfarrer Richard Widmann wurde geboren am 28.01.1900 in Stuttgart als Sohn des Bäckermeisters Gottlieb Widmann und Berta geb. Pfisterer. Er nahm noch am 1. Weltkrieg als Soldat teil. 1919 trat er ins Stift Tübingen, um Theologie zu studieren. Er kämpfte im Tübinger Studentenbataillon gegen dier "Spartakisten". Schon als Student ersehnte er zusammen mit vielen anderen eine grundlegende Erneuerung von Theologie und Kirche. Nach dem Examen war er Stadtvikar in Schramberg, dann in Stuttgart-Bad Cannstatt, anschließend Pfarrverweser in Steinheim bei Heidenheim. Während eines Studienurlaubs 1925 studierte er in Berlin, besuchte die Weltkirchenkonferenz in Stockholm und arbeitete in den Bodelschwingh'schen Anstalten mit "Fürsorgezöglingen". Seine Pfarrstellen waren Wurmberg bei Maulbronn, Plieningen II und Oberboihingen. Er hatte theologisch und kirchlich seinen Platz in der Bekennenden Kirche. Vor Beginn des 2. Weltkriegs wurde er kurzzeitig zum Wehrdienst eingezogen.
    Widmann veröffentlichte einige Schriften.
    Widmann war verheiratet mit der Tochter des Stadtpfarrers Kohler, Elisabeth Kohler. Acht Kinder entstammen der Ehe, wovon eines bereits in frühen Jahren starb.
    Richard Widmann starb am 21.12.1979. --
    Zum Bestand "Sammlung Richard Widmann" gehörte auch die ergänzende Sammlung zur KTS von Willi Heintzeler (1933 ff).
    Eine weitere Sammlung von Materialien zum Kirchenkampf (Flugschriften, Rundschreiben, Druckschriften) wurde "als Geschenk von Pfarrer Harald Buchrucker" von U. Stürzenhofecker an Prof. Martin Widman (Sohn von Richard Widmann) und von diesem an das Archiv gegeben.
    Hinzu kamen zwei Schachteln als Nachtrag aus den Handakten von Dr. Hermann Ehmer (1990er Jahre).
    Eine Sammlung zur KTS hat Otto Müllerschön etwa im Jahr 2000 an Prof. Hermle gegeben uind wurde von diesem am 23.02.2021 an das Archiv weitergeleitet und als Nacfhtrag beigefügt.
    Alle Teilsammlungen wurden in die umfangreichste, die von Richard Widmann, eingepflegt.
    Bereits vor der systematischen Archivierung waren Teile des Bestands zu wissenschaftlichen Zwecken entnommen worden, vor allem von Gerhard Schäfer zur Herausgabe von "Die evangelische Landeskirche in Württemberg und der Nationalsozialismus : eine Dokumentation", mehrere Bände) sowie vom Sohn Richard Widmanns, Prof. Dr. Martin Widmann, der die Materialien insbesondere auch für seinen Artikel "Die Kirchlich-theologische Sozietät" (s.u. Lit.) verwendete. Eine ursprüngliche Zuordnung der Vorgänge ging dadurch verloren; diese wurden jedoch teilweise thematisch neu geordnet ins Archiv gegeben. Die Rückgabe der entnommenen Bestandteile erfolgte per Post von Martin Widmann am 17.02.1995; den entliehenen Bestandsakten wurden von ihm auch (kommentierende, chronologische, systematische) Einzelblätter von Prof. M. Widmann beigefügt; außerdem wurde eine größere Zahl von Vorträgen Martin Widmanns zum Thema KTS als ergänzender Nachlass dem Landeskirchen Archiv überlassen und hier beigefügt.
    Verhandlungen und Korrespondenz zur Überlassung der Akten der KTS sowie des Nachlasses von Paul Schempp und des Nachlasses von Alfred Leikam an das Archiv gab es bereits seit 1969. Der diesbezügliche Schriftwechsel von Richard Widmann, Alfred Leikam und Martin Widmann mit dem Archiv zog sich bis 1994 hin. Wie der tatsächliche Verlauf der Übergabe erfolgt ist, lässt sich im Detail nicht mehrrekonstruieren. Lediglich konnte 1974 ein erster Teil der Akten der KTS aus der Wohnung von Alfred Leikam von Archivdirektor Dr. Schäfer ins Archiv verbracht werden. Näheres dazu in A 242, Nr. 67. - Zur Archivierung des Nachlasses der KTS s. auch K 61 - 6.60: "Sammlung von Prof. Dr. Martin Widmann: Korrespondenz mit dem Landeskirchlichen Archiv".
    Die Archivierung des Bestandes erfolgte 2024/2025 durch Pfarrer Dr. Friedrich Löblein.


    ===== Bestandsübersicht =====
    I. Zur Geschichte der Kirchlich-Theologischen Sozietät in Württemberg ( KTS)
    II. Einzelvorgänge der theologischen Arbeit der KTS Württemberg
    III. KTS Deutschland und vergleichbare Gruppierungen
    IV. Persönlichkeiten der KTS Württemberg
    V. Arbeit und Organisation der KTS (nach 1942)
    VI. Beiträge zu KTS und Kirchenkampf von Prof. Dr. Martin Widmann
    Die Sammlung zur KTS enthält als kirchen- und zeitgeschichtliche Dokumente: Quellenmaterial zur KTS, Korrespondenz, multiplizierte ad-hoc-Schreiben, Texte, Predigten, Vorträge und Aufsätze, Kontextmaterialien aus den Evangelischen Kirchen in Deutschland, der Bekennenden Kirche (BK), der Vorläufigen Kirchenleitung der DEK (VL/VKL), dem Bruderrat (BR), den Deutschen Christen (DC), u.a.

    Zur KTS siehe auch in den Beständen des Zentralarchivs:
    Nachlass D 33: 1. Heinrich Fausel 2. Paul Schempp
    Nachlass D 111: Harald Diem
    Nachlass D 142: Otto Müllerschön
    Nachlass D 191: Paul Schempp.
    Korrespondierende Bestände befinden sich im Archiv auch unter D Nachlässe und Sammlungen - unerschlossene Nachlässe:
    Zugang 2015-14 Diem, Hermann
    Zugang 1011-14 Fausel, Heinrich
    Diese sind bei Bedarf heranzuiziehen.


    ===== Literatur =====

    Widmann, Richard: Paul Schempp (1900-1959). Ansprache zur Beerdigung von Paul Schempp (2004). (EHZ Sign. A 11/3829)
    Widmann, Martin: Die Geschichte der Kirchlich-theologischen Sozietät in Württemberg. In: Karl-Adolf Bauer (Hg.): Predigtamt ohne Pfarramt? Die "Illegalen" im Kirchenkampf. Neukirchener Verlag, 1993, S. 110-190. (EHZ Sign. A 7/6059)
    Richard Widmanns Personlakte der Württembergischen Landeskirche (Sign.: LKAS, A 227-W)

    Pfarrer Dr. Friedrich Löblein, 29. Juli 2025
    Umfang: 3 lfm.
    K 54 rostra theologica
    K 56 Pastoralkolleg
    K 58 Württ. Gesellschaft zur Ausbreitung des Evangeliums
    K 60 Evangelischer Landesverband für Kinderpflege / Kindertagesstätten
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