Kusterdingen, auf den Härten, einer Hochebene zwischen Tübingen und Reutlingen, gelegen, gehörte seit dem späten 15. Jahrhundert zur Grafschaft bzw. zum Herzogtum Württemberg. An der Stelle eine Vorgängerkirche wurde im Jahr 1506 die Kusterdinger Marienkirche neu erbaut. Nach der Reformation 1534 wurde auch Kusterdingen evangelisch, wurde aber zunächst von Mähringen mitversorgt. 1547 wurde Kusterdingen dem Dekanat Tübingen zugeordnet. Erst im Jahr 1554 kam mit Florian Birer der erste (eigene) evangelische Pfarrer nach Kusterdingen. Über die Jahrhunderte blieb Kusterdingen mit der Geschichte der württembergischen Landeskirche und dem Dekanat Tübingen verbunden. Kusterdingen galt für die Pfarrer als eine eher auskömmliche Kirchengemeinde. Im Jahr 1963 heißt es im Visitationsbericht gar, Kusterdingen sei "so etwas wie eine Mustergemeinde" (LKAS 46, Nr. 977). Seit den 1950er-Jahren bestand eine Partnerschaft zur Gemeinde im thüringischen Crawinkel. Eine wichtige Rolle in der Gemeinde spielten der 1922 gegründete Posaunenchor und der CVJM, der die Jugendarbeit maßgeblich prägte und prägt. 1960 entstand das CVJM-Heim, das "Haus der evangelischen Jugend", das inzwischen auch als Gemeindehaus von der Kirchengemeinde übernommen wurde. Die Marienkirche wurde mehrfach umfassend renoviert, etwa in den Jahren 1886/87, 1954/55 und 2000/2001. Im Zuge des Pfarrplans 2024 bilden seit 2023 die Kirchengemeinden Kusterdingen und Jettenburg die Verbundkirchengemeinde Härten Nord.
Folgende Personen wirkten als Pfarrer und Pfarrerinnen in Kusterdingen: um 1545: Johannes Straub (Strub) 1548ff.: Interim, unbesetzt 1554-1566: Florian Birer 1566-1571: Friedrich Schaible (Scheblin) 1571-1597: Johann Ulrich Pregizer 1597-1615: Ludwig Gebhard 1615-1624: Jakob Haag 1624-1653: Johann Erhard Küpferlin 1653-1686: Alexander Küpferlin 1686-1710: Johann Georg Küpferlin 1710-1727: Rudolf Jakob Pezold 1727-1733: Johann Gottfried Ammermüller 1733-1750: Johann Christoph Morel 1750-1762: Christian Heinrich Georgii 1762-1776: Wilhelm Friedrich Vogel 1776-1777: Johann Christoph Dörr 1777-1796: Jakob Friedrich Kurz 1796-1822: Ferdinand Christoph Harpprecht 1823-1848: Christoph Friedrich Gotthold Ditzinger 1848-1848: Ernst Karl Konstantin Ritter (Pfarrverweser) 1848-1866: Johann Friedrich Bessler 1866-1867: Otto Philipp Jakob Hornung (Pfarrverweser) 1867-1868: Karl August Fürchtegott Hauff (Pfarrverweser) 1868-1870: Wilhelm Christian Issler (Pfarrverweser) 1870-1879: Johann Ernst Friedrich Roos 1880-1885: Julius Caspart 1885-1891: Christoph Gottlieb Zerweck 1891-1892: Adolf Gustav Daur (Pfarrverweser) 1892-1908: Gustav Adolf Schlipf 1908-1909: Gottlob Christian Karl Faber (Pfarrverweser) 1909-1920: Hermann Immanuel Scholl 1921-1933: Hermann Otto Gottlob Walcker 1933-1949: Emil Arthur Friedrich Martin 1950-1969: Adolf Klein 1969-1977: Otto Kaiser 1977-1988: Heinrich Paret 1988-1990: Heino Gaese 1991-2000: Christoph Metzger 2000-2014: Martin Winter, von 2004-2011 mit Claudia Goller seit 2015: Susanne Fleischer
Das Pfarrarchiv Kusterdingen wurde 2016 durch Kirchengemeinderatsbeschluss an das Landeskirchliche Archiv abgegeben und 2023 von Johannes Grützmacher verzeichnet. Es ist in seinem älteren Bestand einigermaßen gut erhalten, die neuere Überlieferung ist etwas dünner. Ein Teil der Rechnungsunterlagen ist wohl beim Kirchenpfleger während eines Luftangriffs auf Kusterdingen 1944 verbrannt. Eine Besonderheit des Pfarrarchivs sind die Tonkassetten mit Gottesdienstaufnahmen aus den Jahren 2012-2014 sowie die Gottesdienstvideos aus der Zeit von 2020-2024, vor allem also aus der Zeit, in der das Streaming von Gottesdiensten wegen der Corona-Pandemie begann. Das Pfarrarchiv umfasst 4,5 lfd. m Archivgut aus der Zeit von 1558-2024. |