=========== Biogramm ============ Paul Schempp wurde am 4. Januar 1900 in Stuttgart als Sohn von Andreas und Anna Schempp geboren. Nach einem kurzen Militärdienst studierte er in Tübingen, Marburg und Göttingen evangelische Theologie. Im Anschluss an sein Vikariat war er von 1925 bis 1929 Repetent am Tübinger Stift und wirkte anschließend als Religionsleher in Cannstatt und Stuttgart sowie 1931 als Pfarrer in Waiblingen. Nach seiner aus poliitschen Gründen erfolgten Entlassung aus dem Schuldienst war er von 1933 bis 1943 Pfarrverweser bzw. Pfarrer in Iptingen. Im Zuge des Kirchenkampfes geriet Schempp, der den Nationalsozialisten ablehnend gegenüberstand und entschiedener Parteigänger der Bekennenden Kirche wurde, in Konflikt mit der Kirchenleitung und trat Anfang der 1940er Jahre aus der Evangelischen Landeskirche Württembergs aus. Ab 1949 war er am Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasium als Religionslehrer tätig und wurde zum Wintersemester 1958/1959 zum Professor für praktische und systematische Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn berufen. Er starb bereits am 4. Juni 1959 in Bonn.
========== Bestandsgeschichte und -beschreibung =========== Der Nachlass wurde im Jahr 2003 in das Landeskirchliche Archiv übernommen. Die Unterlagen wurden größtenteils von Schempps Tochter Ursula und Pfarrer Harry Waßmann (Tübingen) übergeben. Zusätzlich haben das Archiv des Evangelischen Stifts Tübingen sowie Pfarrer Robert Schuster (Stuttgart) einzelne Dokumente abgegeben. Im Rahmen eines Archivreferendarpraktikums wurde der Bestand von Philipp Gatzen erschlossen.
Der Bestand umfasst persönliche Unterlagen, u. a. aus Schempps Kindheit und Jugend, Fotos sowie eine nicht sehr umfangreiche Korrespondenz. Außerdem sind einige wenige Dokumente aus seiner Zeit als Pfarrer zu finden sowie Unterlagen zu seiner Tätigkeit als Lehrer. Daneben enthält der Nachlass zahlreiche Predigt- und Publikationsmanuskripte.
Die im Nachlass enthaltene Sammlung von Zeitungsausschnitten der Jahre 1938 bis 1957 (Umfang 12 cm) wurde kassiert. Die Artikel stammten bis 1943 aus dem Enz-Boten und dem Pforzheimer Anzeiger, ab 1944 überwiegend aus der Stuttgarter Zeitung, den Stuttgarter Nachrichten, der Stuttgarter Stimme sowie der Deutschen Woche. Thematisch umfassten sie politische Ereignisse seit der Besetzung des Sudetenlandes im Oktober 1938 über das Kriegsgeschehen und die deutsche Niederlage bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland sowie des Landes Baden-Württemberg.
========= Quellen und Literatur ================
- LKAS, A 127, Nr. 1993 (Personalakte). - Bizer, Ernst: Gesammelte Aufsätze [von Paul Schempp], Tübingen 1960. - Ders.: Ein Kampf um die Kirche. Der „Fall Schempp nach den Akten erzählt, Tübingen 1965. - Ders.: Briefe [von Paul Schempp], Tübingen 1966. - Grözinger, Albrecht: Schempp, Paul, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 9, Herzberg 1995, Sp. 147-148. - Ders.: Zum Gedächtnis an D. Paul Schempp, ordentlicher Professor für praktische und systematische Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm Universität Bonn (Schriftenreihe der Kirchlich-Theologischen Sozietät in Württemberg 11), Bad Canstatt 1959. - Haag, Norbert: Schempp, Paul, in: Württembergische Kirchengeschichte Online, 2024 [https://www.wkgo.de/cms/article/index/schempp-paul (Permalink)]. - Schäfer, Gerhard: Die Evangelische Landeskirche in Württemberg und der Nationalsozialimus. Eine Dokumentation zum Kirchenkampf. Band 6. Von der Reichskirche zur Evangelischen Kirche in Deutschland 1938-1945, Stuttgart 1986, S. 507-671 zur "Dienstentlassung von Pfarrer Schempp". - Scharpf, Paul-Gerhard: Paul Schempp. Rebell für Gottes Wort (1900-1959), Tübingen 1998.
Philipp Gatzen, im Juli 2024 |