========== Ortskirchengeschichte ==========
Ein Reihengräberfeld und der zur Wende des 11. Jh. erstmals bezeugte Ortsname (Rohinkein) deuten darauf hin, dass die Anfänge der Siedlung in der frühen Merowingerzeit liegen. Im 13. Jahrhundert war Roigheim als Würzbur ger Lehen im Besitz der Grafen von Dürn und gelangte 1287 im Erbgang an die Hohenlohe. 1445 wurde der Ort zusammen mit Möckmühl an die Kurpfalz verkauft und kam infolge des bayerischen Erbfolgekrieges zwar 1504 an Württemberg, wurde aber dennoch an Würzburg verpfändet. Nachdem Herzog Ulrich den zum Amt Möckmühl gehörigen Ort wieder eingelöst hatte, blieb Roigheim mit allen hohen und niederen Herrschaftsrechten bei Württemberg im Amt Möckmühl. Die kommunalen Geschäfte der überwiegend vom Ackerbau lebenden Einwohner führten zwei Bürgermeister. Die obere Mühle wurde 1667/68 in eine Papiermühle umgewandelt und begründete damit die Tradition der Roigheimer Papierindustrie. Nachdem Roigheim bereits 1682 das Recht erhalten, zwei Jahrmärkte veranstalten zu dürfen, kam 1706 auch noch ein Wochenmarkt hinzu. 1734 werden im Ort Metzger, Bäcker, Schmiede, Wagner, Maurer, Hafner, Küfer, Schuhflicker, Schneider, Weber, Papierer und Ziegler und 1777 drei Schildwirtshäuser genannt. 1806 lebten 647 Einwohner in Roigheim. 1808 kam Roigheim zum Oberamt Schöntal, 1810 zum Oberamt Nackarsulm (seit 1934 Kreis) und schließlich nach dessen Auflösung 1938 zum Landkreis Heilbronn. Bis 1939 bestimmten kleinbäuerliche Strukturen das Ortsbild. Den größten Zuwachs erlebte die Gemeinde mit der Ansiedlung von Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. 1939 lebten 935 und 1950 1472 Menschen in Roig-heim. 2010 war eine Pressspan- und Kartonfabrik der bedeutendste Betrieb am Ort, der aus der 1668 gegründeten Papiermühle hervorgegangen war. Das Patronatsrecht der Roigheimer Kirche übertrug der Würzburger Bischof um 1100 dem Kloster Amorbach. Zwar hatte Württemberg um 1540 die Reformation eingeführt, jedoch blieb der Abt von Amorbach Herr der Kirche, der aber den Kir-chensatz 1688 nach längeren konfessionell bedingten Konflikten an die Landesherrschaft verkaufte. Obwohl die spätgotische Kirche mit ihrem 1457 errichteten Turm 1722 in einem schlechten Zustand war, kam ein Neubau bis zum Ende des Alten Reiches trotzdem nicht zu Stande. Die evangelische Kirche wurde nach den Plänen von Heinrich Dolmetsch erbaut und 1902 eingeweiht, Kirchturm und Chor stammen vom spätgotischen Vorgängerbau. Eine Schule wird erstmals 1581 erwähnt. Der 1765 angestellte Provisor ist 1783 zum ständigen Schulmeister ernannt worden. Durch Zusammenschluss der evangelischen Kirchengemeinden Bittelbronn, Möckmühl, Roigheim, Ruchsen und Züttlingen ist zum 1. Dezember 2019 die evangelischen Verbundkirchengemeinde Möckmühl-Roigheim-Züttlingen gebildet worden. Literatur:
Roigheim, in: Der Landkreis Heilbronn, Bd. 2 Die Gemeinden. Historische Grundlagen und Gegenwart, bearbeitet von der Abteilung Fachprogramme und Bildungsarbeit des Landearchivs Baden-Württemberg, hrsg. vom Landesarchiv Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Heilbronn, Ostfildern 2001, S. 360-373
========== Bestandsgeschichte ==========
Auf der Grundlage eines Kirchengemeinderatsbeschlusses wurde am 4. August 2022 das Pfarrarchiv der Kirchengemeinde Roigheim zur Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv Stuttgart abgeben. 1961 war der Bestand von Dr. F. Heimberger erstmals erschlossen worden. Im Auftrag der Kirchengemeinde Roigheim erfolgte die Neuerschließung 2022/2023 durch Ute Schüssler. Er umfasst den Zeitraum von 1719 bis 1973, Amtsbücher (u.a. Kirchenbücher und Kirchengemeinderatsprotokolle) und Akten mit insgesamt 77 Bestellnummern. Das älteste Archivale ist ein Mischbuch, das 1719 angelegt wurde. Im Pfarrarchiv wird auch eine Abschrift der Roigheimer Ortschronik überliefert, die Pfarrer Wagner in den Jahren von 1903 bis 1909 verfasst hatte.
Bertram Fink |