Zu "Evangelium und Kirche"
Die Arbeitsgemeinschaft Evangelium und Kirche (EuK) wurde 1934 auf einer Tagung in Bad Boll als Evangelische Bekenntnisgemeinschaft Württemberg gegründet. Sie war ein Zusammenschluss der bereits bestehenden Bekenntnisgemeinschaft und der Kirchlich-theologischen Arbeitsgemeinschaft (KTA) und die Regionalorganisation der Bekennenden Kirche im Gebiet der württembergischen Landeskirche. In ihrer Organisation beschränkte sich die Bekenntnisgemeinschaft auf ein Minimum. Es gab einen Vorsitzenden, der erste war Theodor Dipper (1903-1969), außerdem wurde ein Landesbruderrat gewählt, der mit den für jeden Kirchenbezirk benannten Vertrauensmännern in Kontakt stand. Eingeschriebene Mitglieder gab es nicht. Das änderte sich auch nach 1945 zunächst nicht. Nach Kriegsende engagierte sich die Bekenntnisgemeinschaft bei der Wiedererrichtung der Evangelischen Landeskirche Württemberg. Sie berieten den Landesbischof, gaben einen Rundbrief heraus und diskutierten auf ihren Jahrestagungen theologische und gesellschaftliche Themen. Ende der 1960er Jahre begann sich die Landeskirche wieder stärker in Gesprächskreisen zu orientieren, die bei den Synodalwahlen ihre Kandidaten aufstellten. Auch die Bekenntnisgemeinschaft wollte sich daran als eigenständige Gruppe beteiligen. Um eine Verwechslung mit einer neu entstandenen Gruppierung zu vermeiden, benannte sich die Evangelische Bekenntnisgemeinschaft in Württemberg 1970 schließlich um in Evangelium und Kirche. Der Landesbruderrat hieß nun Leitungskreis und statt der Vertrauensmänner, wurden von den einzelnen Bezirksgruppen Bezirksvertreter für die jeweiligen Kirchenbezirke gewählt. Eine weitere Veränderung gab es 1996, als EuK zu einem eingetragenen Verein umgewandelt wurde und sich um eingeschriebene Mitglieder zu bemühen begann. Auch die Leitung des Gesprächskreises ist heute zweigeteilt. Der Leitungskreis ist zuständig für die inhaltliche Leitung, also die Diskussion theologischer Themen und die Planung der künftigen Arbeit, während der Vorstand die organisatorischen Aufgaben wahrnimmt. Über die Arbeit des Gesprächskreises werden die Mitglieder durch die dreimal jährlich erscheinende Zeitschrift "Informationen" und die meist im Rahmen der Herbsttagung stattfindende Mitgliederversammlung informiert. Die Gruppe engagiert sich mit seiner Synodalgruppe in der württembergischen Landessynode, gemeinsam mit derzeit drei weiteren Gesprächskreisen. Sie bildet die kirchenpolitische Mitte und legt den Schwerpunkt ihrer Arbeit, wie ihr Name bereits vermuten lässt, auf das Hören auf das Evangelium um Kirche zu gestalten. Dies äußert sich insbesondere bei Fragen des Gottesdienstes, der Liturgie, des Bekenntnisses, der kirchlichen und theologischen Arbeit und der Einheit der Kirche. Besonderheiten, die EuK von anderen Gruppen unterscheiden, sieht der Gesprächskreis darin, dass die ganze Kirche im Blickpunkt liegt und extreme Positionen eher abgelehnt werden. Grenzziehungen, die trotzdem noch Raum für das Gespräch zwischen Menschen mit verschiedenen politischen und moralischen Meinungen haben hält die Gruppe für notwendig und wichtig.
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Bestandsgeschichte
Zum Hintergrund von Reinhard Wahl, dem Zuständigen für das Kirchenarchiv Vaihingen/Enz 23.02.2015, bei der Übergabe: Der Landesvorstand von Evangelium und Kirche (EuK, vormals Evang. Bekenntnisgemeinschaft in Württ.) in Gestalt von Dekan i. R. Walter Blaich hat vor etlichen Jahren in einer "Hau-Ruck-Aktion" die Altakten von EuK im Kirchenarchiv Vaihingen zwischengelagert, weil diese in Degerloch im Dekanat heraus mussten, aber aufgrund von (damals) noch amtierenden Personen noch nicht ins Landeskirchliche Archiv gegeben werden konnten. Das hat sich durch einen Generationswechsel verändert. Jetzt hat der Landesvorstand von EuK freigegeben, dass die Akten ins Landeskirchliche Archiv dürfen. Der Bestand stammt vornehmlich aus den 70er/80er-Jahren, d. h. aus der Kollegen- und Nachfolgegeneration des EuK-Gründers Theodor Dipper, dessen Nachlass ja bereits im Landeskirchlichen Archiv liegt. Teilweise reichen die Unterlagen allerdings bis in die 90er Jahre hinein.
Der Bestand gibt einen guten Einblick in die Organisation von Evangelium und Kirche. Tagungen und insbesondere die Kirchenwahlen fanden großen Niederschlag in den Akten und sind beinahe lückenlos für einen recht großen Zeitraum erhalten. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Standpunkte des Arbeitskreises zu diversen gesellschaftlichen und politischen Themen. Probleme und wichtige Ereignisse in der Kirche werden dargestellt und kommentiert, die Ziele von EuK werden dadurch ebenso verdeutlicht wie das Selbstbild der Gruppe. Insgesamt befand sich der Bestand bei der Übernahme in relativ geordnetem Zustand, sodass die Aktenverbünde größtenteils beibehalten wurden. Die Ordnung eignete sich jedoch nicht für eine endgültige Gliederung. Der Bestand wurde von Frau Sandra Rosenbruch im April 2018 verzeichnet und geordnet. Kassiert wurden insbesondere Dubletten, aber auch Rechnungsbelege und Kontoauszüge. Es handelte sich um die zweite Ablieferung der Arbeitsgruppe. Der Altbestand der Evangelischen Bekenntnisgemeinschaft in Württemberg war bereits im Jahr 1979 an das Landeskirchliche Archiv gekommen. Die Unterlagen wurden erschlossen und sind unter der Signatur D 31 im Archiv einsehbar. Der Bestand von EuK mit der Signatur K 39 umfasst 136 Nummern und hat damit einen Umfang von etwa 3 lfd. m. |