===== Orts- und Ortskirchengeschichte =====
Das im Tal der Großen Lauter auf der Schwäbischen Alb gelegene Dorf Buttenhausen, heute ein Ortsteil von Münsingen wurde als Kirche und Pfarrei 1275 erstmals erwähnt. Ursprünglich ritterschaftlich wechselte der Ort im 14.-16. Jahrhundert mehrfach den Besitzer. Reste einer mittelalterlichen Burg sind in der Umfassungsmauer des Friedhofs erhalten. Um 1816 errichteten die Barone von Weidenbach in Buttenhausen ein Schossgebäude im klassizistischen Stil, das heute als Verwaltungssitz der diakonischen Einrichtung Landheim Buttenhausen dient. Die im neugotischen Stil Anfang des 19. Jahrhunderts errichtete Michaelskirche übernahm den Turm des gotischen Vorgängerbaus. Im Jahr 1965 erschuf Adolf Valentin Saile die Glasfenster für den Chor. Bedingt durch den häufigen Wechsel des Patronats wurde die Reformation erst nach 1569 eingeführt. Ein „Judenschutzbrief Philipp Friedrich von Liebensteins aus dem Jahr 1787 ermöglichte es, dass sich 25 jüdische Familien in Buttenhausen ansiedeln konnten. Es konnte sich eine große jüdische Gemeinde entwickeln, die 1870 ca. 53% der Gesamtbevölkerung ausmachte. Eine um 1800 errichtete Synagoge wurde 1938 vernichtet. Heute sind noch das Rabbinatshaus und der jüdische Friedhof erhalten. 1901 wurde die Bernheimische Realschule ins Leben gerufen. Im 2. Weltkrieg wurden neben der örtlichen jüdischen Bevölkerung zahlreiche Juden aus umliegenden Städten und Gemeinden Buttenhausen zwangseingewiesen und anschließend nach Riga und Theresienstadt deportiert, von denen lediglich eine einzige Frau zurückkehrte. Zum Gedenken wurde im Jahr 1960 in der Dorfmitte ein Mahnmal errichtet. Im Archivbestand hinterließ die jüdische Gemeinde nur wenig Spuren. Das am oberen Ende eines zur Großen Lauter gehenden Trockentals gelegene Filial Apfelstetten gehörte zur Burg Hundersingen gelangte im 14. Jahrhundert an Württemberg, im 15. Jahrhundert mit Hundersingen an die Grafen von Kirchberg und 1510 endgültig an Württemberg. Kirchlich war bis zur Reformation Filial von Buttenhausen, wurde dann vorübergehend von Münsingen und Hundersingen versehen. Als Buttenhausen protestantisch wurde, wurde Apfelstetten wieder dessen Filial. Die Barbarakirche wurde im 14. Jahrhundert erbaut und ein älterer romanischer Chor durch einen gotischen Hochchor ersetzt. Bei ihrer Restaurierung 1969 bis72 wurden Reste eines romanischen Vorgängerbaus sowie bedeutende Wandmalereien des 14. Jahrhunderts freigelegt. Am 1. Januar 2018 fusionierten die Kirchengemeinden Apfelstetten-Buttenhausen und Hundersingen zur Evangelischen Kirchengemeinde Lautertal-Buttenhausen, die nun aus den Evangelischen Gemeindeglieder der Ortschaften Apfelstetten mit der Barbarakirche, Buttenhausen mit der Michaelskirche, Hundersingen mit der Martinskirche sowie Bremelau, Dürrenstetten, Bichishausen mit den Steighöfen und Gundelfingen besteht.
===== Bestandsgeschichte =====
Am 10. April 2019 wurde das Archiv des Pfarramts Buttenhausen-Apfelstetten auf der Grundlage eines Kirchengemeinderatsbeschusses vom 18.10.2018 zur Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv in Stuttgart abgegeben und im Jahr 2020 von Dipl. Archivarin Birgitta Häberer M.A. erschlossen. Der Bestand umfasst 182 Bestellnummern mit einem Gesamtumfang nach Kassation und archivgerechter Verpackung von 3,70 lfd. Metern. Das Pfarrarchiv gliedert sich in Amtsbücher - darunter die 1636 einsetzenden, für Buttenhausen und Apfelstetten getrennt geführten Kirchenbücher bis einschließlich 1875 - soweit diese für den Dienstbetrieb nicht mehr benötigt werden, ungebundene Akten, bestehend aus einer weitgehend nach der Registratur-Ordnung für Pfarrämter von 1901 von Herrn Dr. Fritz Heimberger im Jahr 1961 vorgeordneten Aktenschicht, sowie Rechnungsunterlagen und Sammlungen bis 1966. Der weitaus größte Teil der Überlieferung entstand in der zweiten Hälfte des 19. Und im 20. Jhdt. Vereinzelte Unterlagen reichen jedoch zeitlich etwas weiter in die Gegenwart. Ungebundene Akten der älteren (vor 1901) und der jüngeren Aktenschicht wurden gemeinsam nach der genannten Registratur-Ordnung gegliedert. Bis auf serielle Unterlagen, (u.a. Kirchenbücher, Amtskalender), die nach Filial und Muttergemeinde getrennt geführt wurden, war eine konsequente Trennung der Archivalien nach Muttergemeinde und Filialgemeinde nicht oder kaum möglich, so dass diese zusammengeführt wurden. Für beide Gemeinden wurde im Jahr 1946 eine Verkartung der Kirchenbücher ab 1636 bis 1808 von Hauptlehrer Johannes Kuhn (Best. Nr. 8 und 15) angelegt. Aus konservatorischen Gründen können die Kirchenbücher (Tauf-, Ehe, Sterberegister u.ä.) nur über Mikrofilm oder das Kirchenbuchportal Archion (www.archion.de) eingesehen werden.
===== Pfarrerliste =====
1570-1570 Schindelin, Wolfgang (Wöllarth) 1569-1575 Ströhlin, Johannes 1575-1610 Süsskind, Michael 1610-1612 Gundelfinger, Andreas 1612-1624 Bayer, Johannes 1625-1649 Schelling, Daniel 1649-1651 Wilhelm, Johannes 1651-1653 Scheich, Johann Jakob 1653-1659 Staiger (Steiger), Johann Georg 1659-1709 Wishack, Johann Leonhard 1709-1721 Roth, Christian Rudolf 1721-1728 Grammlich, Friedrich Karl 1728-1747 Haas, Georg David 1747-1776 Werthes, Philipp Heinrich 1776-1810 Bockshammer, Gustav Adolf 1810-1822 Bockshammer, Gustav Ferdinand 1823-1824 Bürner, Gottlieb Friedrich 1824-1864 Haldenwang, Ernst Georg 1866-1881 Guoth, Ludwig Heinrich 1882-1883 Römer, Christian Friedrich (von) 1884-1888 Sautter, Reinhold 1889-1895 Bertsch, Albert 1902-1907 Schauffler, Theodor Georg Immanuel 1907-1924 Gussmann, Rudolf 1926-1932 Daur, Reinhard Albert 1932-1946 Vogt, Julius 1947-1951 Geppert, Dr. Walter 1951-1957 Hasselhorn, Johannes 1957-1966 Auer, Eberhard |
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, Bd. VII, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Stuttgart 1980, S. 45 und S. 47. Beschreibung des Münsingen, hrsg.: K. statistisch-topographisches Bureau, Stuttgart 1912, S. 567-570 und S. 599-604. Der Kreis Reutlingen, hrsg. Gebhard Müller, Stuttgart 1975, S. 276. Sigel, Christian; Das Ev. Württemberg, Generalmagisterbuch (Manuskript) |