===== Orts- und Ortskirchengechichte =====
Südlich von Kirchheim unter Teck am Fuße der Schwäbischen Alb gelegen wird Neidlingen 796/797 erstmals schriftlich erwähnt. Es wird vermutet, daß die Ortsgründung in die älteste Siedlungsschicht fällt. Im Hochmittelalter gehörte Neidlingen wohl in die Herrschaftsbereiche verschiedener Adelshäuser, so die Zähringer, die Herzöge von Teck und die Grafen von Aichelberg. Unter einem einflußreichen Ortsadel entwickelte sich der Ort zu einer kleinen, aber weitgehend selbständigen Adelsherrschaft. Viele Rechte in Neidlingen wie Präsentation des Pfarrers, Zehnt, aber auch Kirchenbaulast und Unterhaltung des Pfarrhauses gelangten um 1430 durch die Erbtochter Salmi von Lichtenstein an den Armenkasten und den Heiligen von Weilheim. Im Zeitalter der Reformation blieb Neidlingen eine katholische Insel im württembergischen Herrschaftsbereich, da die Ortsherren der katholischen Kirche treu blieben. Erst 1590 wurde dann durch Leo von Freyberg, der 1587 zum evangelischen Glauben übergetreten war und sich dem württembergischen Schutz unterstellt hatte, die Reformation in Neidlingen durchgeführt.[1] 1596 fiel die Herrschaft dann durch eine testamentarische Verfügung an Württemberg. Herzog Friedrich I. vergab den Ort zunächst an den Alchimisten von Mühlenfels (Müller), der 1606 als Schwindler entlarvt und hingerichtet wurde. 1634 mußte die Herrschaft Neidlingen an den bayerischen Geheimrat von Richel abgetreten werden, fiel allerdings durch den Westfälischen Frieden wieder an Württemberg. 1650 kam sie als Mannlehen an den Kirchheimer Obervogt Konrad Widerholt, 1667 wurde sie schließlich zur herzoglichen Kammerschreiberei gezogen. Neidlingen zählte 1807 zum Oberamt Wiesensteig, 1810 zum Oberamt Kirchheim, 1938 zum Landkreis Nürtingen und heute zum Landkreis Esslingen. Die alte Pfarrkirche St. Alban, die 1275 erstmals schriftlich erwähnt wird, stand auf dem heutigen Friedhof. Die neue Kirche wurde 1746/47 erbaut. Seit dem Mittelalter gehörte Ochsenwang zur Pfarrei Neidlingen. Ende des 16. Jahrhunderts löste sich der Ort aus dem Filialverband und gliederte sich Bissingen ein. Nach der Einführung der Reformation war Johannes Welzlin von 1590 bis 1594 der erste evangelische Pfarrer.
===== Bestandsbeschreibung =====
Das Archiv des Pfarramts Neidlingen wurde noch keiner vollständigen Verzeichnung unterzogen. Aus Sicherungsgründen wurde ein Teil (v.a. ungebundene Akten) 1989 in das Landeskirchliche Sprengelarchiv Ulm verbracht. Diese Akten wurden 1996 durch Dr. Karl Kempf gesichtet, geordnet und verzeichnet. 1997 beschloss der Kirchengemeinderat, das Archiv dauerhaft in Ulm zu belassen und den Rest des Archivs (Bände und Rechnungen) abzugeben. Um das Pfarramt räumlich zu entlasten, wurden die Kirchenpflegrechnungen bis 1977 eingeholt. Da der Bestand noch weitgehend ungeordnet und die Benutzung dementsprechend erschwert war, wurde er 1999 verzeichnet. Im Umfang nicht sehr groß, weist das Archiv wenige, aber wertvolle Besonderheiten auf. Die Reihe der Kommunikantenregister beginnt 1654 und wird mit wenigen Lücken fortgesetzt. In den Kommunikantenregistern finden sich auch Angaben zu Psalmen, Bibelstellen, Katechismus und Kirchenlieder, die den Familien aufgegeben und vom Pfarrer in den Gottesdiensten abgefragt wurden.[2] Auch die Kirchenkonventsprotokolle bilden eine bemerkenswerte Reihe, die 1652 einsetzen und mit wenigen Lücken bis 1890 geführt wurden.
Ulm, im Dezember 1999 Dorothea Reuter
[1] Vgl. Christoph J. Drüppel: Leo von Freyberg, Anna von Bayern, die Liebe und die Reformation in Neidlingen unter dem Reußenstein. In: Schwäbische Heimat 4/97, S. 378-387. [2] Vgl. Geschichte der Reformation in Neidlingen. In: BWKG 5 (1890), S. 75. |