===== Geschichte des Studentenpfarramts, Bestandsbewertung =====
Der Bestand des Sonderpfarramts Studentenpfarramt Stuttgart bietet einen Einblick in eine, wie es die Bezeichnung Sonderpfarramt schon verrät, besondere Arbeit, nämlich die der christlichen Betreuung von Studenten. War bis zum Zweiten Weltkrieg die Studentenseelsorge von an Hochschulstandorten ansässigen Gemeindepfarrern betrieben worden (nur Tübingen hatte bereits einen eigenen Studentenpfarrer), setzte nach dem Krieg in Stuttgart eine Wende ein. Von Oktober 1946 an wurde das Studentenpfarramt hauptamtlich geführt, nur den Studenten in Hohenheim stand weiterhin hin nur der Gemeindepfarrer zur Verfügung. Mittlerweile bietet die württembergische Landeskirche an allen Hochschulstandorten die Dienste von Studentenpfarrern an und versteht sich damit sowohl als Seelsorger für die Studierenden wie auch als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Mensch. Der Bestand des Stuttgarter Studentenpfarramts weist jedoch keine Einheit auf, vermutlich wurde er früher durch eigenständige Vernichtungen dezimiert. Bis auf wenige Korrespondenzakten des Studentenpfarrers Duncker stammen die Akten vorwiegend aus der Amtszeit von Pfarrer S. Widmann. Allerdings handelt es sich bei den Unterlagen dieser Periode hauptsächlich um (zur Informationsgewinnung angelegte) Materialsammlungen; daran ist zwar kein persönliches Handeln etc. des Pfarrers abzulesen, doch die Vielfalt seines Arbeitsgebiets und die Interessen der Studenten, die der Pfarrer zu bedienen hatte, werden deutlich. Auch anhand des Zusammentreffens mit anderen Studentenpfarrern auf Bundes- und Landesebene oder der früh entstandenen Partnerschaft mit der Dresdener Studentengemeinde kann das abwechslungsreiche Wirken der Studentengemeinde erfasst werden.
Liste der Studentenpfarrer: 1946-1952: Albrecht Hirth 1952-1959: Christoph Duncker 1959-1964: Gerhard Simpfendörfer 1964-1970: Peter Klemm ab 1970 Dr. Sören Widmann
===== Bestandsgeschichte =====
Mit dem verzeichneten Bestand lässt sich nun die Tätigkeit evangelischer Pfarrer an einer Hochschule untersuchen, welcher ständig zwischen landeskirchlichen und studentischen Interessen abwägen muss. Zugleich kann durch diesen Bestand der Studierendenalltag christlich engagierter Studenten nachgezeichnet werden. Der Bestand spiegelt die Arbeit des Studentenpfarrers in Stuttgart wieder. Zwar sind kaum reine Korrespondenzakten erhalten, an denen das genaue Wirken des Pfarrers verdeutlicht werden könnte, aber anhand der zahlreichen Materialsammlungen kann die inhaltliche Vielfalt der Arbeit im Studentenpfarrmt abgelesen werden. Etwa zehn Einheiten der evangelischen Jugendgilde wurden dem Bestand als Fremdprovenienz entnommen und zusammen mit dem Nachlass Mehlhorn ans Ende des Bestandes des Diakonischen Werks eingestellt, denn vermutlich gehören die Einheiten zu diesem Bestand. Die ebenfalls bereits erschlossenen Bestände K 14 Evangelische Akademikerschaft sowie K 16 Studentenverbindung Nicaria, eine christliche Studentenverbindung in Tübingen, ermöglichen Vergleiche zwischen organisiertem christlichen Leben und öffentlichem Bekenntnis zum Glauben auf Studentenebene.
Der Bestand des Studentenpfarramts wurde in den 1980ern Jahren an das Landeskirchliche Archiv abgegeben, seine Laufzeit erstreckt sich von 1940-1978. Er wurde bis 2008 von Maxi Sophie Eichhorn verzeichnet. Bis zur Verzeichnung im Sommer 2006 lagerte der Bestand im Zugangsmagazin des Archivs und umfasste 5 laufende Meter, während der Bearbeitung verkleinerte sich der Umfang durch Kassation und Entnahme des Bibliothekmaterials auf 2,5 Meter. Der Kassation fielen, nachdem 3 Jahrgänge komplett übernommen wurden, gleichförmige Unterlagen der Indochina-Fonds und außerdem Rechnungsbelege anheim. Zusätzlich wurden dem Bestand ca. 15 Einheiten der Provenienz Evangelische Jugendgilde entnommen. Diese Unterlagen gelangten wohl gemeinsam mit dem Pfarramtsbestand ins Archiv, vermutlich weil beide Institutionen das Hermann-Ehlers-Haus gemeinsam nutzten. Die Jugendgilde kümmerte sich v.a. um junge Arbeiter in den 1950/60er Jahren, zu vorderst um junge Flüchtlinge aus der DDR. Die älteren Akten des Bestandes waren teilweise stark verschmutzt und wiesen einen leichten Wasserschaden auf, einzelne Ordner wurden aus Sicherheitsgründen zum Schutz vor Schimmel zum Begasen gegeben. Einige Akten unterliegen aufgrund personenbezogener Daten der archivgesetzlichen Sperrfrist.
Abkürzungen: ESG - Evangelische Studentengemeinde (mit Stadtnamen = Studentengemeinde vor Ort, ansonsten ESG der Bundesrepublik) EPD - Evangelischer Pressedienst KSG - Katholische Studentengemeinde WSCF - World Student Christian Foundation |
- Gerhard Büttner, Dieter Petri, Eberhard Röhm (hg.) Wegstrecken - Beiträge zur Religionspädagogik und Zeitgeschichte. Festschrift für Jörg Thierfelder zum 60. Geburtstag. Sören Widmann, Kirche oder Kaderschmiede? Der Streit um die Evangelische Studentengemeinde (ESG) nach 1968 - Randbemerkungen zur Ekklesiologie. Stuttgart 1998. Mut zum Experiment: 3 Jahre Studentenpfarramt der Ev. Landeskirche in Württemberg für Ingenieurschulen, höhere Fachschulen und Hochschulinstitute; November 1967 Bad Boll, Ev. Akademie. Yorick Spiegel (Hrsg.) Pfarrer ohne Ortsgemeinde - Berichte, Analysen und Beratung. Reinhard Tietz, Studentenpfarrer. München 1970 Landeskirchliches Archiv Stuttgart: Bestand A 126, Bestell-Nr. 2217-2223, 2225, 2227-2229 Bestand K 14 (Evangelische Akademikerschaft), Akten das Hermann-Ehlers-Haus betreffend (Klassifikationspunkt B.6.2.) Dekanatsarchiv Stuttgart, Bestell-Nr. 410 Diakonisches Werk: Akten die Indo-China-Fonds betreffend Zentralarchiv der EKD: Bestand 5.3. Studentengemeinde |