Zur Geschichte des Pfarrseminars
Das Pfarrseminar der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wurde im Jahr 1913 als Ausbildungs- und Fortbildungsstätte für Vikare und Pfarrer gegründet. Es geht hervor aus Unterrichtskursen der Inneren Mission, dem Theologischen Fortbildungskurs der Evangelisch-kirchlichen Vereinigung und der Evangelisch-lutherischen Konferenz sowie den katechetischen Kursen für Theologen an Heilbronner Schulen. Erster Leiter der sogenannten Fortbildungskurse, die im ehemaligen Stuttgarter Waisenhaus am Charlottenplatz stattfanden, war der Besigheimer Dekan Paul Heinrich Andler. Bereits 1914 musste die Einrichtung aufgrund des Kriegsausbruchs vorläufig geschlossen werden. Nach dem Krieg kam das Seminar an verschiedenen Örtlichkeiten unter und bezog zuletzt wenige Räume im Stiftsgemeindehaus in der Paulinenstraße. Neuer Leiter wurde 1920 Eduard Knapp, Dekan von Freudenstadt. Die Bezeichnung "Evangelisches Pfarrseminar" erhielt die Einrichtung erst 1927 durch Beschluss des Oberkirchenrats. Unter dem neuen Direktor Martin Haug, der sein Amt 1935 angetreten hatte, fanden noch 1939 und 1943 einzelne Lehrgänge statt, bevor die Räumlichkeiten im Zuge der Luftangriffe auf Stuttgart im Jahr 1944 zerstört wurden. 1945 konnten in einem Ausweichquartier in Stetten bereits wieder zwei sogenannte Heimkehrerkurse stattfinden. Zwischen 1946 und 1948 wurde das Seminar unter anderem in Räume der Blindenanstalt Nikolauspflege am Kräherwald verlegt. Danach erfolgte der Umzug in die Danneckerstraße, wo die Arbeit des Seminars wieder aufgebaut und allmählich erweitert werden konnte. So konnte 1952 auch ein zweiter Lehrer angestellt werden. In den Jahren 1955 und 1956 wurde das Gebäude in der Danneckerstraße umgebaut und erneuert. Die Einweihung des neuen Hauses, das den Namen Rudolf-Gerhard-Haus trug, fand im Oktober 1956 statt. Seit etwa 1970 wurde das Vikariat als Ausbildung im Vorbereitungsdienst entwickelt. Die Ausbildung findet seither in Ausbildungsregionen statt, die jeweils mehrere Kirchenbezirke umfassen. 1969 war die Vereinigung Württembergischer Vikarinnen und Vikare (VWV) als Interessenvertretung für Vikare im Vorbereitungsdienst und Pfarrer im unständigen Dienst gegründet worden. 1972 wurde Gerhard Hennig Leiter des Lehrgangs für den Pfarrdienst. 1981 löste er als Direktor des Pfarrseminars Christoph Hermann ab. Im Juni 1979 fand die Einweihung des Studien- und Ausbildungszentrums in Stuttgart-Birkach statt. Das Haus Birkach beherbergte neben dem Pfarrseminar auch das Pädagogisch-Theologische Zentrum (PTZ) und die Kirchlichen Lehrgänge für den Pfarrdienst, dem Ausbildungsgang für Geistliche mit nicht-akademischer Vorbildung, deren Ausbildungsleiter von 1981 bis 1992 Hans Lachenmann war.
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Bestandsgeschichte
Der Bestand wurde im Jahr 2011 vom Pfarrseminar im Haus Birkach an das Landeskirchliche Archiv übergeben und im Jahr 2014 von Siglind Ehinger verzeichnet. Er reicht zeitlich von 1913 bis 2010 und dokumentiert vor allem die Kursarbeit in den verschiedenen Ausbildungsgängen und die Entwicklung der Vikarsausbildung von den Lehrgängen bis hin zur regionalisierten Ausbildung im Vorbereitungsdienst.
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Bestandsbearbeitung
Kassiert wurden Duplikate, Rechnungen, gesammelte Anmeldebögen für Veranstaltungen und zahlreiche Aufsatzkopien, die sich unter den Kursmaterialien befanden. Die entnommenen Fotografien werden als Fotoalbum im Bildarchiv des Landeskirchlichen Archivs verwahrt. Der Bestand K 35 umfasst 483 Verzeichnungseinheiten und erstreckt sich über insgesamt ca. 9 laufende Meter. |